Garland

Die Entdeckung des Heidelberger Stückemarkts im Mai 2021 war Svenja Viola Bungarten: in „Maria Magda“ verknüpfte sie so frech wie virtuos feministische Theorie, Internats-Grusel-Schauer und die Umwertung christlicher, biblischer Motive. Damit überzeugte sie die Jury. Wenige Monate nach der Uraufführung in Münster kam in Graz im Herbst 2021 Bungartens Klimakrisen-Farce „Garland“ heraus, auch hier verknüpft sie unterschiedliche Genres, von der Farce bis zum Road-Movie. Das Stück ist schon im Titel eine Hommage an Judy Garland, die als Kinderstar in „The Wizard of Oz“ brillierte und bei Bungarten in doppelter Ausführung auftaucht. Zum einen als Diva (Eva Maria Salcher), zum anderen als Greta Thunberg-Verschnitt (Katrija Lehmann), die unermüdlich zum Klimastreik aufruft.

Auch in der aufgekratzten Welt von „Garland“ ist schon fast alles zu spät, die Erderhitzung nimmt ihren Lauf und vor allem ist dieses Stück eine Farce auf die Klimakrise. Die Wortgefechte sind überdreht, die Figuren oft klischeehaft, dies gilt vor allem für den ebenso egomanischen wie erfolglosen Filmregisseur Salvatore Brandt, der nur wegen einer Namensverwechslung von der in ihrer Studio-Gluthitze schweißgebadeten Radiomoderatorin (Lisa Birke Balzer) zum Interview eingeladen wurde.

„Garland“ ist im Stil der Hollywood-Screwball-Comedy geschrieben und von Anita Vulesica, einer der besten Komödiantinnen des deutschsprachigen Theaters, die sich inzwischen stärker auf das Regiefach konzentriert, sehr routiniert inszeniert. Dennoch tappen Stücktext und Inszenierung in einige Klischeefallen, der bitterböse Humor des erfolgreicheren Nachfolge-Stücks „Maria Magda“ fehlte diesem früheren, zweiten Werk der jungen Autorin Svenja Viola Bungarten noch. Deshalb überrascht es, dass „Garland“ im November 2022 mit einem Nestroy für die beste Inszenierung aus den österreichischen Bundesländern ausgezeichnet wurde.

Bild: Karelly Lamprecht

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