Ihre ganz eigene Note drücken Regisseur Max Färberböck und sein Kommissars-Duo Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs dem Sonntags-Krimi auf. Der Franken-Tatort ist der große Gegenpol zu den Macho-Schauplätzen eines Schimanski (Götz George) oder Tschiller (Till Schweiger). Elegische Grübeleien, Selbstzweifel und Trauerringe unter den Augen prägen diese TV-Dramen.
Weniger manieriert als in seinen Volksbühnen-Soli wie zuletzt „Geht es Dir gut?“ agiert Hinrichs in seiner Rolle als Felix Voss. Als er sich mal wieder in all zu viel Selbstmitleid und Weltschmerz hineinsteigert, da er sich am Suizid eines Tatverdächtigen schuldig fühlt, ist es Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel), die ihn mit Lakonie und Pragmatismus wieder in die Spur bringt.
Eine Stunde lang grübeln die beiden, welches Motiv es für den brutalen Mord an dem Sunnyboy und IT-Überflieger Lukas Keller (Caspar Schuchmann) gegeben haben mag, dem aus dem Hinterhalt die Kelle durchgeschnitten wurde. Seine Eltern (Valentina Sauca und Karl Marcovics) stehen wie unter Schock, der Schmerz über den Verlust führt sie aber nach jahrelanger Trennung wieder zueinander.
Zu getragenen Moll-Klängen von Ben Lukas Boysen schwebt das Drama bedächtig dahin und lässt Voss alias Hinrichs auch Raum für eine kleine, unerfüllte Liebe zu Anja (Maja Beckmann, deren Schwester Lina vor einer Woche im Polizeiruf aus Rostock ihren Einstand gab). In der letzten halben Stunde löst sich das große Drama nach vielen „Warum?“-Stoßseufzern in einem allzu kolportagehaften Auftragsmord mit schmierigem Unternehmer (Götz Otto) mit Villa und scheinbar heiler Familie auf, bevor Marie Agnes Strack-Zimmermann ihre Mission fortsetzt, aus Anne Wills weichem Sessel heraus für weitere Panzerlieferungen an die Ukraine zu werben.
Bilder: © BR/Hager Moss Film GmbH/Hagen Keller