Babylon – Rausch der Ekstase

Gegen „Babylon – Rausch der Ekstase“ lässt sich vieles einwenden: In den drei überlangen Stunden konfrontiert Damien Chazelle (Regie und Drehbuch) mit einigen sehr geschmacklosen Gags. Es wird fast viel gekotzt wie beim Cannes-Gewinner „Triangle of Sadness„. Und natürlich durchschreitet der Film auch einige spannungsarme Täler, was bei der Länge kaum zu vermeiden ist.

Dennoch ist „Babylon“ eines der ersten Highlights des Kinojahres, eine opulente Feier des Kinos, hemmungslos und anarchisch. Der Film lebt allein schon wegen der großen, selbstironischen Auftritte von zwei Hollywood-Stars: Brad Pitt als alternder Stummfilm-Star Jack Conrad (inspiriert von Clark Gable und Erol Flynn) und Margot Robbie als Starlet Nellie La Roy (unzählige Vorbilder zu allen Zeiten, aber eine Prise mehr Stil und Talent als das durchschnittliche Instagram-Influencer-Flittchen) stehen mit den Höhen und Tiefen im Zentrum des Films. Aus dem Hintergrund schiebt sich langsam Diego Calva (bekannt aus einigen Netflix-Produktionen) als Mexikaner Manny Torres und dienstbeflissener Helfer am Filmset in die dritte Hauptrolle dieses überbordenden Werks.

In all dem Wahnsinn hat den aberwitzigsten Kurzauftritt Tobey Maguire als irre lachender Film-Mogul James McKay mit Vorliebe für SM-Orgien und das Krokodil in den Katakomben, mit dem er seine Gäste erschreckt.

In den USA war „Babylon“ ein Flop und wurde von der Fantasy-Schmonzette „Avatar II“ abgehängt. Bei den Golden Globes war der Film immerhin noch in fünf Kategorien nominiert, darunter als beste Komödie sowie Calva und Robbie als beste Komödien-Hauptdarsteller, die Trophäe gewann jedoch nur Justin Hurwitz für die mitreißende Filmmusik. Im Gegensatz zu dem mit sechs Oscars prämierten, aber banalen „La La Land“ hat „Babylon“ bei der Academy kaum Fans, dort ist der neue Chazelle-Film nur in drei Neben-Kategorien nominiert.

Trophäen hat Chazelle genug gesammelt. Auch wenn für „Babylon“ kaum neue Preise in seine Sammlung hinzukommen, hat er große Sympathien für diesen wilden Kino-Trip und den Mut gewonnen, ein derart opulentes Fest zu gestalten, das auch eine Bauchlandung an den Kinokassen riskiert.

Bild: Scott Garfield/Paramount

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