Über das Königreich Bhutan wissen westliche Gesellschaften nur wenig. Abseits der aufgeregten Mediendebatten wird über den kleinen Staat im Himalaya nur hin und wieder berichtet, wenn es um seine vorbildliche Klimabilanz geht, da Bhutan der einzige Staat mit positiver Kohlendioxid-Bilanz ist, oder wenn sich Essays mit dem Konzept des Bruttonationalglücks befassen.
2006 verkündete der König des buddhistischen geprägten Staates, dass zwei Jahre später erstmals Wahlen stattfinden sollen und das Land zu einer konstitutionellen Monarchie nach Westminster-Vorbild umgebaut wird. Politische Beamte schwärmten in die Bergdörfer aus, um die Bevölkerung mit Testwahlen auf das Ereignis vorzubereiten.
Diese realen Vorgänge sind der Hintergrund, vor dem Pawo Choyning Dorji in seinem zweiten Spielfilm eine komödiantische Räuberpistole erzählt. Öffentlicher Meinungsstreit ist den Dorfbewohnern äußerst suspekt. So unhöflich sind wir nicht, murmelt eine ältere Frau, als sie genervt von einer lauten Versammlung nach Hause geht. Ernüchternd für die Strategen aus der Hauptstadt ist auch, dass bei der ersten Testwahl die Farbe Gelb mit einem fast sozialistischen Ergebnis vorne liegt. Sie hatten übersehen, dass diese Farbe traditionell mit dem hochverehrten Monarchen verbunden ist.
In diese allgemeine Zeitenwende-Aufregung gerät ein fiktiver Waffenschmuggler: der US-Amerikaner Robert Colman (Harry Einhorn) hat ein Gewehr aus dem Bürgerkrieg aufgespürt, das im Besitz eines alten Mannes ist. Zu sehr komischen Verwicklungen kommt es, als der junge Mönch Tashi (Tandin Wangchuk) von seinem Lama (Kelsang Choejay, der echte Lama von Uru) losgeschickt, zwei Gewehre für ein Versöhnungs-Ritual zu besorgen.
Bei seiner Reise lernt der Mönch „schwarzes Wasser“ (Cola) und James Bond-Star Daniel Craig kennen, der in „Quantum Trost“ über die TV-Bildschirme flimmert, die in Bhutan ebenfalls gerade neu eingeführt werden. Vor allem die Kalaschnikow des Action-Helden fasziniert ihn sehr.
Unter dem Titel „The Monk and the Gun“ lief die Polit-Komödie im Spätsommer 2023 auf den Festivals in Telluride und Toronto, Bhutan reichte den Film auch in der Kategorie bester nicht-englischsprachiger Film für die Oscars ein.
Am 1. August 2024 startete der sehenswerte Film „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ in den deutschen Programmkinos.
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