Die Mitternachtsvorstellungen sind der richtige Ort für den neuen Genre-Film des Japaners Kiyosi Kurosawa. Dort hatte „Cloud“ beim Festival in Venedig vor wenigen Wochen seine Premiere außer Konkurrenz des Wettbewerbs um die Löwen.
Sehr zäh verläuft die erste Stunde. Wir folgen Ryosuke Yoshii (Masaki Suda), der ein Beförderungsangebot seines Chefs ausschlägt und stattdessen als Reseller im Netz sein Glück versucht. Er hat damit auch schnell viel Erfolg, die Ramsch- und Fake-Produkte verkauft er mit gewaltiger Gewinn-Marge überteuert weiter und kann sich ein luxuriöses Haus mit seiner Partnerin (Kotone Furukawa) leisten.
Erste Angriffe auf die Glasscheiben und wütende Kommentare im Netz deuten an, wohin sich der Film in der zweiten Hälfte entwickelt: „Cloud“ wird zum Rachethriller. Die Hauptfigur hat sich zu viele Feinde gemacht, die ihm nun auf den Fersen sind. Kurosawa genießt es sichtlich, den Showdown zu zelebrieren, der einige aberwitzige Haken schlägt und mit immer abstruseren Einfällen aufwartet. Die Pressevorführung beim Filmfest Hamburg, wo „Cloud“ nach den Aufführungen in Venedig und Toronto seine Deutschlandpremiere hat, litt sehr unter den hysterisch-gekünstelten Lachanfällen einer Zuschauerin.
„Cloud“ ist pures Genre-Kino. Ob er auch einen Kinostart jenseits der Festivals bekommt, muss sich zeigen.
Bild: Nikkatsu Corporation