Blues in schwarz weiss/Schwarze Früchte

Hommage an die afrodeutsche Aktivistin und Lyrikerin May Ayim und Empowerment-Abend für die zahlreich im Publikum vertretenen Persons of Colour ist die Collage „Blues in schwarz weiss“ von Lamin Leroy Gibba, die seit November 2024 in der von Murat Dikenci kuratierten Reihe „Fremde Poesie?“ im Studio des Gorki Theaters läuft.

Weniger als 90 Minuten dauert dieser stille Abend: zwei PoC-Spielerinnen (Benita Bailey & Ruby Commey) sprechen abwechselnd oder im Chor Texte von oder über May Ayim. Wie Esther Slevogt in ihrer Nachtkritik schrieb, ist der Abend beides in einem: Biopic und Werkschau. Wir erfahren einiges über den Aktivismus von Ayim und ihren Suizid im Jahr 1996 kurz nach Veröffentlichung ihres Gedichtbands „Blues in schwarz weiss“, der dem Abend den Titel gab. Von ihren eingestreuten Texten hinterlässt das gleichnamige Gedicht den stärksten Eindruck. Ayim schrieb über ihre Verzweiflung über rechtsextremistische Brandanschläge im wiedervereinigten Deutschland und ein neues Bedrohungsgefühl angesichts des rassistischen Mobs vor dem Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen oder anderswo. Was hätte sie wohl gedacht, gesagt und geschrieben nach einer Woche, in der erstmals AfD, FDP, CDU und CSU im Bundestag gemeinsam für eine wesentlich schärfere Asyl- und Migrationspolitik stimmten.

„Blues in schwarz weiss“ ist ein kleiner Abend in leisen Molltönen, der ganz auf das Wort setzt. Die Spielerinnen tragen die Texte auf einer Rampe vor Spiegelwand (Bühne: Joan Ling-Li Nesbit-Chang) vor.

Wesentlich aufgekratzter ging es nach einer Pause bei einer Präsentation der ersten beiden Teile der Serie „Schwarze Früchte“ weiter. „Blues in schwarz weiss“-Regisseur Gibba konzipierte die ARD-Produktion als Head-Autor und spielt die Hauptrolle des jungen schwarzen, schwulen Mannes Lalo, der überfordert durch sein Leben taumelt. In wichtigen Rollen dieser Grimmepreis-nominierten, im Oktober 2024 veröffentlichten, nach US-Vorbild im Writers Room geschriebenen Serie sind auch bekannte Theaterschauspieler zu sehen: Nick Romeo Reimann spielt Tobias, an den sich Lalo in einer On-Off-Beziehung klammert, Benjamin Radjaipour ist der exzentrische Künstlerfreund Bijan. Nach einem Reinschnuppern in die ersten beiden Episoden und einem kurzen Publikumsgespräch feierte das Gorki in den Black Her*His*Story Month Februar hinein.

Bild: Ute Langkafel MAIFOTO

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