Das brasilianische Regie/Drehbuchautoren-Duo Marcio Reolon und Filipe Matzembacher meldet sich nach sieben Jahren im Panorama der Berlinale zurück. Vor sieben Jahren gewannen sie den queeren Teddy Award für „Hard Paint/Tinta Bruta“: Ästhetisch konnte dieses Porträt eines Webcam-Sexarbeiters aus der Zeit vor Only Fans durch seine kraftvollen Bilder überzeugen. Inhaltlich blieb es recht banal.
Ähnliches lässt sich auch über ihr neues Werk „Ato noturno“ sagen. Am besten gelingt es Reolon/Matzembacher, die Rivalität von zwei Nachwuchsschauspielern und Mitbewohnern deutlich zu machen. Wenn Matias (Gabriel Faryas) und Fabio (Henrique Barreira) gemeinsam an einem Stück arbeiten, ist die Spannung zwischen den beiden sehr greifbar. Glänzend gefilmt sind schon die ersten Szenen der Proben im Theater.
Die beiden jungen Schauspieler konkurrieren auch um die Hauptrolle in einer Serie und buhlen um die Gunst der Casterin. Dies ist der eine Hauptstrang neben der heimlichen Affäre von Matias mit dem ungeouteten Politiker Rafael im immer noch von Bolsonaros reaktionären Ansichten geprägten Brasilien. Für beide ist es ein Kick, an öffentlichen Orten Sex zu haben, obwohl sie sich dadurch erpressbar machen und ein Ende ihrer Karrieren in Politik und Filmbusiness droht.
Leider gelingt es Reolon/Matzembacher weniger gut, die beiden Stränge zu einem Krimi zu verdichten. Hier dominieren Kolportage und Klischee. Ein Händchen haben die beiden Filmemacher aber, die schönen Körper in Choreographien auf der Bühne oder in teilweise expliziten Szenen auf die Leinwand zu bringen.
Das nicht besonders romantische Liebesdrama „Night Stage“ hat seine Premiere am Valentinstag 2025 im Panorama der Berlinale.
Bild: Avante Films, Vulcana Cinema