Wesentlich stilsicherer als Tom Tykwers verquaster Eröffnungsfilm „Das Licht“ war die zweite Berlinale Special Gala eines prominenten Berliner Regisseurs, die einen Tag später im Haus der Berliner Festspiele Premiere hatte.
Überlänge mit 142 Minuten hat auch dieses düstere, bildgewaltige Epos, aber im Gegensatz zu „Das Licht“ eine stringente Idee, die Burhan Qurbani konsequent umsetzt. Enis Maci, die mit ihren Theaterstücken auch schon bei den Autorentheatertagen des Deutschen Theaters Berlin eingeladen war und an der Volksbühne arbeitete, nahm sich den Shakespeare-Klassiker „Richard III.“ vor. In ihrer Überschreibung verlegt sie den Machtkampf der Familien York und Lancaster in die arabischen Clan-Kriege der Berliner Unterwelt. Aus Richard wird Rashida, die Kenda Hmeidan (aus dem Ensemble des Gorki Theaters) so intrigant und skrupellos spielt wie das Vorbild.
Bis auf das laszive Blutrot der blonden Sirene Elisabet (Verena Altenberger), in der Rashida schließlich ihre Meisterin findet, ist der Film in Braun- und noch häufiger Grautönen. Die Sprache der Neufassung orientiert sich erstaunlich nah am Shakespeare-Ton, in den man sich einhören muss.
Aus dem Einheitsbrei des deutschen Unterhaltungskinos ragt „Kein Tier. So Wild“ allein schon thematisch und stilistisch heraus. An diesem Film werden sich vermutlich die Geister scheiden. Aber wer sich auf diesen düsteren Ritt durch Verrat, Intrigen und Gemetzel einlässt, wird mit einem Kino-Erlebnis belohnt, das auch im Wettbewerb um die Bären konkurrenzfähig gewesen wäre.
Bilder: © Lukasz Bak / Sommerhaus Filmproduktion – Port au Prince Pictures – Goodfellas