Sehr lakonisch erzählt vom Umbruch in Sachsen nach dem Mauerfall. Anja Schneider (Deutsches Theater Berlin) ist in ihrer Paraderolle als patente Mutter Sabine zu erleben, die als Krankenschwester für das einzig stabile Einkommen sorgen muss und die Familie auch sonst nach Kräften zusammen halten will, sich aber dadurch komplett übernimmt. Ihr Mann und Erzeuger ihrer Kinder (Christian Näthe) ist ein Totalausfall: er wird arbeitslos, verzettelt sich beim Bau eines Eigenheims, in dem auch nach dem Einzug der Familie kaum etwas funktioniert, und flirtet lieber mit der Nachbarin.
Im Mittelpunkt des Films stehen jedoch die beiden Söhne Philipp (Anton Franke) und Tobias (Camille Loup Moltzen), die in dieser perspektivlosen Tristesse auf die schiefe Bahn geraten. Positive Vorbilder und ein sicherer Halt fehlen. Sie laufen den rechte Parolen grölenden, durch ihre vermeintliche Stärke faszinierend wirkenden, älteren Schülern hinterher. Während der ältere Bruder den Absprung schafft und in eine Großstadt zieht, bleibt Azubi Tobias in der ostsächsischen Provinz und steckt die alte, heruntergekommene Schule in Flammen, die 2015 zum Flüchtlingsheim umfunktioniert werden soll.
„Mit der Faust in die Welt schlagen“ basiert auf dem gleichnamigen Roman des Görlitzer Autors Lukas Rietzschel aus dem Jahr 2018, der als Psychogramm der radikalisierten ostdeutschen Jugend viel Beachtung fand und bereits von mehreren Theaterbühnen adaptiert wurde, bevor er nun als Koproduktion mehrerer öffentlich-rechtlicher Sender auf die Leinwand kam.
Constanze Klaue wurde 2020 für einen mittellangen Film mit dem First Steps Award ausgezeichnet und machte nun den nächsten Schritt. Ihr sehenswertes Debüt hatte am 16. Februar 2025 in der Erstlingswerken vorbehaltenen, neuen „Perspectives“-Reihe der Berlinale seine Premiere. Der Kinostart ist für 3. April 2025 geplant.
Bilder: Flare Film/Chromosom Film