Als Sozialdrama beginnt „La Tour de Glace“ (deutsche Übersetzung: „Der Eisturm“). Jeanne flieht aus einem Waisenhaus in den französischen Alpen und landet an einem Filmset. Besonders fasziniert ist sie von der Hauptfigur der „Eiskönigin“, die Marion Cotillard in aller Divenhaftigkeit verkörpert. Das Mädchen (Clara Pacini) erschleicht sich eine Rolle als Statistin und weckt bald die Aufmerksamkeit der Diva, nachdem sie sie schon länger Zeit heimlich gestalkt hat.
Im letzten Drittel wird der Film zum Fantasy-Drama, kreist um die Motive Macht, Abhängigkeit und Selbstaufgabe. Über schöne Ansätze kommt die arte/BR-Koproduktion von Lucile Hadžihalilović (Regie und Drehbuch) nicht hinaus. Allzu zäh schleppen sich die zwei Kino-Stunden dahin, reißen interessante Themen nur an.
Die visuelle Umsetzung der grauen Eismärchen-Welt und die Grundidee lassen durchaus Potenzial erahnen. Doch dieser Film von Hadžihalilović ist zu leichtgewichtig für den Berlinale Wettbewerb, in dem am 16. Februar 2025 seine Premiere hatte. Mit Langfilmen war die Lebensgefährtin von Gaspar Noė auch schon in die Cannes-Reihe Un certain regard und nach San Sebastian eingeladen, ihr Schwerpunkt lag jedoch bislang auf Kurzfilmen. Mit „De Natura“ gastierte sie 2016 in der Jugend-Sektion der Berlinale. Ein kurzer oder mittellanger Film wäre vielleicht auch das richtige Format für den „La Tour de Glace“-Stoff gewesen.
In einer kleinen Nebenrolle als stets finster dreinblickender Assistent der Diva ist mit August Diehl auch deutsche Schauspielprominenz vertreten.
„La Tour de Glace“ gehörte zwar zu den enttäuschenderen Filmen im Berlinale-Wettbewerb, bekam aber einen Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung für sein kreatives Ensemble.
Bild: © 3B-Davis-Sutor Kolonko-Arte-BR