Zum Ohrwurm wird der Nashorn-Song, den das Ensemble an diesem Abend trällert. Wie ein Kinderlied hört sich das Original vom Leben als Nashorn an, das so viel Spaß mache. Vincent Sauer hat dieses kleine Lied durch die KI gejagt: in zahlreichen Variationen hören wir in den folgenden knapp 100 Minuten immer wieder dasselbe Grundmotiv. Mal klingt es nach Helene Fischer, mal wie Die Ärzte, mal wie ein sakraler Choral, im nächsten Durchlauf gibt es Rap-Anklänge oder einfach die Party-Mitsing-Nummer, zu der das Publikum animiert werden soll.
Als Musik-Comedy funktioniert die Inszenierung der Wiener Regisseurin Anna Marboe sehr gut. Zwischen dem Song in Endlos-Schleife wird der Eugene Ionesco-Klassiker des Absurden Theaters gegeben. Das hat dann schon mal ähnliche Längen wie das derzeit von vielen Bühnen wiederentdeckte „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett.
Wenn das Ensemble um Behringer (Maximiliane Haß) herumtanzt, die sich als einzige dem Gruppendruck verweigert und nicht zum Nashorn notiert, jagt sie Felitas Nilsson durch immer neue phantasievoll-skurrile Choreographien. Der Spaßfaktor sinkt erst, wenn sie zur etwas zähen Ionesco-Parabel zurückkehren.
„Die Nashörner“ hatten am 3. April im Münchner Volkstheater Premiere.
Bilder: Gabriela Neeb