Lars Eidinger darf sich wieder mal in eine Paraderolle werfen: er gibt den SS-Hauptsturmführer Klaus Koch. Fies, kaltherzig und brutal, Eidinger zieht alle Register. Die Figur hat nur einen „soft spot“: nach dem Krieg möchte Koch in Teheran ein Restaurant eröffen, der KZ-Insasse Reza soll ihm deshalb jeden Tag einige Wörter Farsi beibringen.
Der Haken: Reza kann gar kein Farsi und heißt auch nicht Reza: der belgische Jude Gilles (Nahuel Pérez Biscayart) erfand aus Todesangst eine Notlüge. Nun ist er gezwungen, ein Fantasiesprachen-Kauderwelsch zu errichten, ohne sich in den Fallstricken zu verheddern.
Wolfgang Kohlhaase, einer der begabtesten deutschen Drehbuchautoren, dem wir Filme wie Andreas Dresens „Sommer vorm Balkon“ oder Konrad Wolfs „Solo Sunny“ verdanken, schrieb die Erzählung „Erfindung einer Sprache“, auf der die „Persischstunden“ von Vadim Perelman (Regie) und Ilya Zofin (Drehbuch) basieren. Der feine tragikomische Witz dieser 2022 verstorbenen DEFA-Legende ist auch in der deutsch-belarussischen Filmadaption spürbar.
„Persischstunden“ hatte außerhalb des Wettbewerbs um die Bären als Berlinale Special Gala am 22. Februar 2020 Premiere und zählt zu den sehenswerteren Filmen des ersten von Carlo Chatrian verantworteten Festival-Jahrgangs. Zwischen den Corona-Lockdowns startete er am 24. September 2020 in den deutschen Kinos. Belarus nominierte ihn als Oscar-Kandidat für den besten fremdsprachigen Film, auch für den Europäischen Filmpreis war er in der Vorauswahl.
Fünf Jahre später ist er zum 80. Jahrestag der Befreiung von der NS-Gewaltherrschaft noch bis 22. Mai 2025 in der arte-Mediathek zu sehen.
Bilder: Alamode Film