The Mule

Dieses Alterswerk von Clint Eastwood ist vor allem eine Reflexion über die Zeit. Alle Zeit der Welt nimmt sich sein Earl Stone schon in den ersten Szenen, als er sich im Gewächshaus um seine Lilien kümmert. Er schwebt weiter in seiner eigenen Welt: Der Flirt mit seinen Kundinnen ist wichtiger als die Hochzeit der eigenen Tochter (gespielt von Eastwoods Tochter Allison). Und auch als er aus Geldnot auf das Angebot eines Mexikaners eingeht, regelmäßig Waren aus dem Nachbarland über die Highways zu transportieren, hat er die Ruhe weg und treibt die Handlanger seines Auftraggebers (Andy Garcia als Kartell-Boss) zur Weißglut. Hier ein Zwischenstopp für ein Sandwich, dort ein kleiner Umweg: Eastwoods Earl lebt immer ganz nach seinem eigenen Tempo und agiert betont langsam.

Umso hektischer agiert der strafversetzte Ermittler (Bradley Cooper), der das Sinaloa-Kartell stoppen soll. Mit Hilfe eines Maulwurfs erfahren sie zwar, dass ein geheimnsvoller Kurier namens Tata Rekordmengen von Drogen durch das Land karrt, doch zu lange tappen sie im Dunkeln, weil sie das Offensichtliche übersehen. Zu den lustigsten Szenen zählt, wie Earl (Eastwood) in aller Seelenruhe mit seinem Verfolger beim Frühstück in einem Motel über Lebensweisheiten plaudert.

Das einer verpassten Zeit Hinterhertrauern ist ein weiterer wichtiger Strang in dieser Reflexion über die Zeit: Spät wird Earl bewusst, dass er seine Familie zu oft vernachlässigt hat. Vor dem Showdown gönnt er sich deshalb noch einen extralangen Umweg zu seiner im Sterben liegenden Ex-Frau (Dianne Wiest).

Mit „The Mule“ gelang dem damals 88jährigen Clint Eastwood (Regie und Hauptrolle) ein beeindruckendes tragikomisches Alterswerk, das auf einer wahren Begebenheit beruht, über die die New York Times 2011 berichtete: Lee Sharp ist die reale Vorlage der Earl Stone-Figur und ihrer unglaublich klingenden Geschichte.

Am 31. Januar 2019 kam „The Mule“ in die deutschen Kinos, die ARD versteckte es nach der Sommerkino-Premiere am 26. Juli 2021 als Wiederholung im Osterfeiertage-Nachtprogramm.

Bild: Warner Bros. Germany

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