Neben Yorgos Lanthimos gehörte Rachel Athina Tsangari zu den bekanntesten Köpfen der Greek New Wave, die um 2010 herum das Kino aufmischte. Während Lanthimos mittlerweile mit großen Budgets und internationalen Stars dreht, wurde es um Tsangari stiller. Neun Jahre ließ ihr neuer Spielfilm auf sich warten, der im Spätsommer 2024 in den Wettbewerb von Venedig eingeladen war.
„Harvest“ ist eine düstere Historienfilm-Parabel über brutale Hexenjagden und archaische Rituale in einer prämodernen Gesellschaft in einem schottischen Dorf. Mit der Moderne kommt diese Welt erst in Berührung, als Jordan (Frank Dillane) einen schwarzen Landvermesser (Arinzé Kene) losschickt, die Felder exakt zu kartographieren, die er seinem Cousin Kent (Harry Mellinh) abnehmen möchte. Aus dem Abspann erfahren wir, was Tsigari an der Roman-Vorlage von Jim Crace reizte: ihre Großeltern verloren ihr Landgut, als eine Autobahn gebaut wurde.
Beeindruckend sind die Bilder des Kameramanns Sean Price Williams, der sich im US-Indie-Kino einen Namen gemacht hat. Ihretwegen lohnt es sich, diesen Film zu sehen und die zähe, holzschnittartige Handlung in Kauf zu nehmen.
Bei der Premiere in Venedig ging der Film leer aus, tourte aber über diverse Festivals und war auch Teil der cineastischen Weltreise „Around the World in 14 films“ im Dezember 2024. Am 22. Mai 2025 brachte MUBI „Harvest“ in die deutschen Kinos.
Bild: MUBI/Jaclyn Martinez