Fröhlich und unbeschwert beginnt „Boomerang“, der Debütfilm von Shahab Fotouhi als Regisseur und Drehbuchautor, der sich im vergangenen Jahrzehnt in der Bildenden Kunst einen Namen gemacht hat. Eine junge Frau mit wilder Mähne und grün gefärbten Strähnen flirtet an der Ampel mit dem Jungen gegenüber, der optisch an Timothée Chalamet erinnert. Gemeinsam ziehen sie durch die Stadt, feiern Geburtstag, necken sich und treffen Freunde des Mädchens.
Das könnte das Intro zu einer sommerlich-heiteren Rom-Com sein, die irgendwo in einer westlichen Großstadt wie Sydney, Stockholm oder London spielen könnte. Doch überraschenderweise spielt der Film in Teheran. Das ist allerspätestens klar, wenn die Kamera in einer der vielen tollen Einstellungen vom tosenden Großstadtverkehr wegschwenkt auf die eindrucksvolle Elburs-Gebirgslandschaft.
„Boomerang“ hatte in der Venedig-Nebenreihe Giornati degli Autori und lief heute bei Around the World in 14 films am mittlerweile traditionellen World Cinema Fund-Sonntag. Aus diesem Fördertopf von Berlinale und Goethe-Institut wurde auch „Boomerang“ finanziert, der durch seine frische, ungewöhnliche Herangehensweise überrascht.
Das iranische Kino verdüsterte sich parallel zur politischen Lage unter dem Mullah-Regime in den vergangenen Jahren zusehends. Wir sind es gewohnt, mit Figuren wie dem regimetreuen Ermittlungsrichter Iman konfrontiert zu werden, der in seinem Starrsinn und seiner Paranoia seine gesamte Familie gegen sich aufbringt, wie im 14films-Festival-Eröffnungsfilm „Die Saat des heiligen Feigenbaums“ zu erleben war.
Nicht alles gelingt in dem Debüt „Boomerang“, trotz der geringen Länge von 82 Minuten plätschert der Film streckenweise zu banal. Dennoch ist dieser Versuch sehenswert, ein hoffnungsvolles Kino aus Teheran zu zeigen, dies gilt vor allem für die Anfangs- und Schluss-Sequenzen. Einen Verleih hat „Boomerang“ bisher leider nicht.
Bild: © Faraz Fesharaki NMF