Die Förderung junger Autorinnen und Autoren wird am Deutschen Theater Berlin sehr groß geschrieben, das war schon bei Uli Khuon so und führt auch Iris Laufenberg in ihrer Intendanz fort.
Zu den vielversprechenden Talenten zählt der iranisch-österreichische Dramatiker Amir Gudarzi, sein Stück „Wonderwomb“ wurde schon im Juni 2022 als szenische Lesung bei der Langen Nacht zum Abschluss der Autorentheatertage vorgestellt. Die Uraufführung fand zwar in Marburg statt, aber knapp drei Jahre später ist „Wonderwomb“ in einer neuen Inszenierung von Theresa Thomasberger in der Box des Deutschen Theaters Berlin zu sehen.
Stark ist der Auftakt, in Zombie-Kostümen von Mirjam Schaal verkörpern die vier Spieler*innen die toten Tiere, die sich zunächst in Faulschlamm und später in Erdöl verwandeln. Um diesen Schmierstoff, der die Industrie am Laufen hält und weltpolitische Konflikte befeuert, dreht sich Gudarzis überbordernder Text. Er springt zwischen mehreren Schauplätzen hin und her: von der New Yorker Börse über ein Krankenhaus in Wien bis zum Drohnenangriff, den US-Präsident Trump während seiner ersten Amtszeit auf den iranischen Revolutionsgarden-Kommandeur Suleimani im Januar 2020 anordnete.
Alles hängt mit allem zusammen, will Gudarzi zeigen. Eine enorme Herausforderung für Theresea Thomasberger und ihrer Team für die 90 Minuten in der Box, der kleinsten Spielstätte des DT. Der kurze Abend springt von szenischem Splitter zu szenischem Splitter. Unverbunden wirken die einzelnen Erzählstränge und Fragmente. Mit hohem Tempo wird eine Figur nach der nächsten eingeführt.
Autor Gudarzi hat seinen Text noch um eine Passage zu den Nord Stream-Pipelines erweitert, die russisches Gas nach Deutschland bringen sollten, aber sich spätestens nach der Vollinvasion in der Ukraine als teurer Irrweg herausstellten. Recht albern wirkt der Comedy-Kurzauftritt von Caner Sunar und Daria von Loevenich in ihren Röhren-Kostümen. Symptomatisch für eine Inszenierung, die sich mit ihren Geisterbahn-Assoziationen viel vornahm, aber die Motivfülle der Vorlage nicht in den Griff bekommt. Als Lesedrama funktioniert „Wonderwomb“ besser, in der szenischen Lesung von 2022 kam die Qualität der Vorlage zur Geltung.
„Wonderwomb“ hatte am 21. März 2025 in der Box des DT Berlin Premiere.
Bilder: Eike Walkenhorst