Baldwin and Buckley at Cambridge

Szenisch ist dieses 65 Minuten kurze Gastspiel der Elevator Repair Service Company aus New York unergiebig: „Baldwin and Buckley at Cambridge“ ist eines dieser wortgetreuen Reenactments, mit denen US-amerikanische Gruppen regelmäßig beim FIND-Festival der Schaubühne zu Gast sind.

Sechs Jahrzehnte liegt der Schlagabtausch zurück, den sich der schwarze, homosexuelle Schriftsteller James Baldwin (Greig Sargeant) und William F. Buckley jr. (Ben Jalosa Williams), der weiße, heterosexuelle Herausgeber der konservativen National Review, im Debattierclub der ehrwürdigen Cambridge University liefern. An spartanischen Tischen sitzen sie sich gegenüber, das Publikum ist wie in einer Arena ringsum gruppiert.

Geschliffen ist die Wortwahl beider Diskutanten. Irritierend ist, wie häufig und selbstverständlich das „N“-Wort von beiden Akteuren ausgesprochen wird. Hier tappt die Produktion in eine selbstgestellte Falle: da sich die Company ein ganz präzise wortgetreues Reenactment vorgenommen hat, wird auch dieses aus guten Gründen mittlerweile verfemte Wort gefühlt fast im Minutentakt wiederholt.

Thema des akademischen Disputs ist nämlich, ob der „American Dream“ auch für Schwarze realistisch ist oder ob PoC vielmehr strukturell rassistisch benachteiligt sind. Allzu viel hat sich in den vergangenen sechs Jahrzehnten doch nicht geändert, müssen wir uns in Zeiten von „Black Livers Matter“ eingestehen. Ein Jahr nach dem Höhepunkte dieser Proteste hatte diese noch im Corona-Lockdown entwickelte Ostküsten-Produktion im Spätsommer 2021 in Philadelphia Premiere.

Als kleinen Nachklapp gibt es den fiktiven Dialog von Baldwin mit Lorraine Hansberry, einer Schwarzin Aktivistin und Autorin, über die mühsamen Schritte zu mehr Sichtbarkeit von PoC auf der Bühne. Er mündet in dem Appell an die weiße Mehrheitsgesellschaft, dass es mehr „Radicals“ als „Liberals“ brauche, um die Verhältnisse zu ändern. Fazit: Konventionelles Polit-Reenactment-Theater der Opposition gegen Trump.

Bild: Joan Marcus

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