Ein Gipfeltreffen von drei Narzissten inszeniert Madame Nielsen in ihrem Auftragswerk für die Münchner Kammerspiele: Bill Gates (Christian Löber), Elon Musk (Annette Paulmann) und Mark Zuckerberg (Elias Krischke) kommen unter riesigen Masken (Bühne und Kostüme: Katrin Bombe) in ein typisches Amerikanisches Diner.
Alle drei sind von ihrer Großartigkeit überzeugt und suchen nach dem nächsten Schritt, wie sie sich unsterblich machen können. Für Krischkes Zuckerberg gibt es keinen Zweifel, dass er der neue Messias ist. Wie an einer Pole tanzt er um das Kreuz und schmettert seine Pophymne ins Publikum. Denn als Polit-Farce-Musical haben Madame Nielsen (Stücktext und Komposition) und Christian Lollike (Regie) diesen 90 Minuten kurzen Abend angelegt.
Paulmanns Elon, selbstverständlich der Verhaltensauffälligste in diesem Trio der Tech-Bros, hat nichts weniger im Sinn, als auf dem Mars eine neue Zivilisation zu gründen. Er überzeugt seine beiden Mitstreiter, dass ihr Gen-Pool für diese Mission eine Bereicherung sein wird.
Ein Vierter möchte sich dieser dreifaltigen Inkarnation des Digital-Kapitalismus anschließen, die ihn so fasziniert: Wladimir Putin (Jelena Kuljić). Doch die Bedingungen des Trios sind für ihn unannehmbar: er darf nur an der Mars-Mission teilnehmen, wenn er den Angriffskrieg gegen die Ukraine beendet, auf dem Mars als Vorzeige-Feminist alle Frauen von Care-Arbeit entlastet und die Regenbogen-Flagge hisst. Unter höhnischem Lachen bleibt Putin doch lieber auf der Erde, während sich das Trio infernale ins Weltall begibt.
Das Musical entstand ein halbes Jahr vor Trumps zweiter Amtszeit, so dass dieser Bro in diesem Stück keine Rolle spielt. Ansonsten ist diese Polit-Farce ganz auf der Höhe der Zeit. Bei dieser Produktion überzeugt vor allem das musikalische Können des Ensembles, allen voran von Elias Krischke, der schon bei „Jugend musiziert“ Preise gewann und zunächst Musical an der Essener Folkwang-Hochschule studierte, bevor er ans Wiener Max Reinhardt-Seminar ging.
„Very Rich Angels“ wurde am 7. Juni 2024 in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt.
Bilder: Julian Baumann