He? She? Me! Free

Bereits zum dritten Mal in Folge widmet sich Patrick Wengenroth im proppenvollen Studio der Schaubühne Gender-Fragen. Während bei „thisitgirl“ die Geschlechterbeziehungen und der Feminismus im Mittelpunkt standen und „Love hurts in tinder times“ lustvoll um die Themen Sex und Dates kreiste, fragt der neue Abend nach den Alternativen zu patriarchalen und heteronormativen Strukturen.

Wengenroths „He? She? Me! Free“, bei dem er wie natürlich wieder live auf der Bühne mit dabei ist und das er wie üblich mit seinem Ensemble entwickelt hat, könnte man als Mix aus folgenden Zutaten beschreiben: eine kleine Prise Gender Studies-Diskurs und Pollesch-Schnipsel, dazu eine Portion pseudo-autobiographischer Anekdoten á la Gorki und schließlich zur Krönung schöne Songs. Zur Klavierbegleitung seines Stamm-Musikers Matze Kloppe glänzen vor allem Eva Meckbach und Ruth Rosenfeld musikalisch.

Die zwei Stunden sind durchaus unterhaltsam. Assoziativ kreisen die Spieler*innen um ihr Thema. Herausragende Höhepunkte bleiben aus dieser Nummernrevue nicht im Gedächtnis, dafür gibt es aber auch keine größeren Durchhänger oder Längen. Die „Evas“ beklagen sich, dass sie in einem Korsett aus Rollenerwartungen eingezwängt und ständig taxiert werden. Ein „Eva – Adam“ (Bernardo Arrias Poras) setzt eine Transgender-Emanzipations-Geschichte als positives Beispiel dagegen.

Als roter Faden ziehen sich Geschichten von Normierung und Einschnürung der Sexualität durch den Abend: Ruth Rosenfeld erzählt davon, wie mühsam sie sich angeblich aus der Enge ihrer jüdisch-orthodoxen Mädchenschule in Brooklyn und einer arrangierten Zwangsehe freikämpfen musste. Ebenso fiktiv sind Eva Meckbachs Schilderungen der zahlreichen Operationen, mit denen sie als angeblich Intersexuelle in eine binäre Geschlechterlogik hineingepresst worden sei.

Damit es bei solch ernsten Themen nicht zu schwermütig wird, folgt gleich danach der nächste Popsong, den das Ensemble schmettert, das mit Gitarren auf Hockern wie um ein Lagerfeuer herumsitzt.

Recht unvermittelt fragt Patrick Wengenroth nach knapp zwei Stunde nach der Uhrzeit, bricht das Stück ab und lädt noch zu einem letzten Song hinter der Bühne.

Bilder: Gianmarco Bresadola

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