Vor der Wahlniederlage der PiS-Regierung kam das Drama „Frau aus Freiheit“ im Wettbewerb des A-Festivals in Venedig im vergangenen Jahr heraus. Das Regie/Drehbuch-Duo Małgorzata Szumowska und Michał Englert zeichnet anhand der fiktiven Hauptfigur Aniela die Veränderungen im politischen und gesellschaftlichen Klima in unserem Nachbarland Polen nach.
Aniela macht einen schwierigen Selbstfindungs-Prozess durch, in der klassischen Rolle als Ehemann und Vater fühlt sie sich von Beginn nicht wohl. Schritt für Schritt kristallisiert sich heraus, dass Aniela eine Transfrau ist, die in ihren unterschiedlichen Lebensphasen von zwei verschiedenen Schauspieler*innen verkörpert wird (zunächst Mateusz Więcławek, dann Małgorzata Hajewska).
Der persönliche Entwicklungsprozess der Protagonistin wird vor der Folie der politischen Umbrüche von Solidarność über Mauerfall bis zur rechtspopulistischen Regierung im vergangenen Jahrzehnt erzählt. Aniela läuft ständig gegen Mauern, wird zur Scheidung gedrängt und in ihrer Identität nicht akzeptiert.
Es wird deutlich spürbar, dass Szumowska/Englert die Geschichte ihres Films, den sie der LGBTQ-Community gewidmet haben, sehr am Herzen liegt. Die 132 Minuten des Selbstfindungsprozesses ziehen sich an manchen Stellen etwas zu sehr in die Länge.
In Venedig 2023 ging „Frau aus Freiheit“ leer aus, ein Jahr später lief er zum Abschluss des Queerfilmfestivals, in den Kinos soll er am 7. November 2024 starten.
Bilder: Lukasz Bak