Shahid

Narges Kalhor wirbelt in ihrem Experimentalfilm „Shahid“ die Genres durcheinander: dokumentarische Szenen, Musical, vor allem aber ganz viel Meta-Kino über das Scheitern beim Filmemachen packte die iranische Regisseurin und Filmkünstlerin in das 84 Minuten kurze Werk.

Sie ist die Tochter eines engen Beraters des ehemaligen iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und beantragte 2009 nach einer Einladung zum Internationalen Filmfestival der Menschenrechte Nürnberg (NIHRFF) Asyl in Deutschland. Ihr Ringen mit der Familiengeschichte und die Suche nach einer eigenen Identität stehen im Zentrum des Films. Aufhänger ist ihr Wunsch, den mittleren Namen Shahid aus allen Dokumenten zu tilgen. Er bedeutet Märtyrer und erinnert an ihren Urgroßvater, der 1906 für seinen islamischen Glauben in den Tod ging.

Ein Alter ego der Regisseurin (Baharak Abdolifard) geht zum Münchner Kreisverwaltungsreferat und quält sich durch all den Papierkram, den die deutsche Bürokratie für eine Namensänderung verlangt. Immer wieder wird dieser Behördengang durchgespielt, jedes Mal verfolgt sie ein Chor tanzender Derwische, angeführt vom Urgroßvater der Regisseurin (Nima Nazarinia), der ihr vorwirft, welch schwere Schande sie über die ganze Familie bringt.

Nach der Therapiesitzung bei Stefan Ribbentrop (Thomas Spreckelsen) verlieren sich die bis dahin in ihrer Skurriltät erfrischenden Genre-Mix-Ansätze mehr und mehr in Nerd/Meta-Kino, wie es für das Forum der Berlinale nicht untypisch ist. In dieser Sektion wurde „Shahid“ am 18. Februar 2024 uraufgeführt.

Nach einem Programmkino-Start am 1. August 2024 lief „Shahid“ am 23. Dezember 2024 auf dem mitternächtlichen Sendeplatz für „Das kleine Fernsehspiel“ im ZDF und ist noch bis 20. März 2025 in der dortigen Mediathek abrufbar.

Bild: Michael Kalb Filmproduktion

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