Eine Zierde für den Verein

Die sehr harte, fast schon „brachiale“ (O-Ton der Regisseurin im Programmheftinterview) Sprache von Marie-Luise Fleißer hat Elsa-Sophie Jach in ihrer Roman-Adaption leicht abgeschliffen und dem Publikum zugänglicher gemacht. Auch die Gewalt wird nur angedeutet: die beiden Hauptfiguren Frieda (Liliane Amuat) und Gustl (Thomas Lettow) belauern und umkreisen sich auf der halbrunden Schwimmbad-Bühne von Aleksandra Pavlović. Die zentrale Szene von Linchens Vergewaltigung (Vassilissa Reznikoff) wird durch ein Bildriss-Flimmern dargestellt und von Gustls achselzuckendem Spruch begleitet.

Mit diesen genannten kleineren Einschränkungen bleiben Jach und ihre Dramaturgin Constanze Kargl nah an der Roman-Vorlage. Ein Markenzeichen der Residenztheater-Hausregisseurin Jach ist, dass sie literaturwissenschaftliche Exkurse und Dokumente hineinmontiert. Auch das geschieht recht behutsam: am Anfang und Ende liest Frieda aus drei Briefen von Fleißer, in denen sie auf diesen einzigen Roman aus ihrem Werk zurückblickt oder über Überarbeitungen nachdenkt.

Möglichst wenig soll in dieser konzentrierten Fassung vom vergeblichen Aufbegehren einer jungen Frau ablenken, die unter dem Erstarken rechtspopulistischer Kräfte und dem Machtanspruch ihres Mannes leidet, der von ihr einfordert, alle Ersparnisse in sein schlecht laufendes Geschäft zu stecken.

Überlebensgroß werden die Spieler*innen häufig von der Live-Kamera (Niels Voges) auf die Vorhänge projiziert, hinter dem die Szenerie immer wieder abgeschottet wird. Bedrohlich wirken vor allem die Männerfiguren und Sportkameraden von Gustl. Statt Thomas Hauser, der zu Beginn der Spielzeit von den Münchner Kammerspielen ans Residenztheater rübergewechselt ist, steht diesmal Max Rothbart auf der Bühne.

Bilder: Birgit Hupfeld

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