Babygirl

Eine mutige Performance einer der großen Hollywood-Diven unserer Zeit: Nicole Kidman kriecht als Romy auf allen Vieren, lässt sich erniedrigen und demütigen, schlabbert ihr Wasser aus dem Napf und nimmt dankbar den Keks aus der Hand ihres Doms.

Eindrucksvoll zeigt Kidman das innere Ringen dieser Figur, den Kontrollverlust zuzulassen und sich ganz hinzugeben. Die verheiratete Frau steht an der Spitze eines Robotik-Konzerns, studiert in den ersten Szenen, während sie die Pausenbrote der Kinder packt, noch einige Floskeln für die nächste Firmenpräsentation, bis sie so perfekt sitzen wie ihre äußere Erscheinung. Sie trifft auf den Praktikanten Samuel (Harris Dickinson), der nach ersten kleinen Sticheleien und Grenzüberschreitungen immer dreister wird.

Für diese darstellerische Leistung bekam Nicole Kidman verdientermaßen den Silbernen Löwen in Venedig und auch eine Nominierung für den Golden Globe, den sie schon 2003 und 2022 gewann, der diesmal aber an Fernanda Torres ging.

Auf der Liste der Oscar-Nominierungen fehlt „Babygirl“, zu kinky war diese BDSM-Rollenspiel-Studie von Halina Reijn offensichtlich für den Geschmack der Academy. Allerdings bleibt der 114 Minuten lange Film im Rahmen des dem Mainstream Zumutbaren und spielt vor allem mit dem Motiv, dass der Praktikant seine Chefin dadurch in der Hand hat, dass er ihre Karriere ruinieren könnte, wenn er die einschlägigen Stellen in der Firmenhierarchie über ihr Verhältnis informiert.

Interessant ist „Babygirl“ auch als Auslöser und Projektionsfläche für die Überlegungen einiger Filmkritiker: Philipp Bovermann (SZ) sah darin ein Revival des Erotikthrillers, der in Zeiten von „Sex and the City“-Girlie-Feminismus und #metoo in einer Nische verschwand. Kamil Moll notierte in der Perlentaucher-Kolumne, dass einige Szenen auf TikTok und Co. viral gingen, vor allem ein lasziver Tanz von Dickinson. Die Leistung von „Babygirl“ sei es, kinky Bilder mainstreamfähiger und allgegenwärtiger zu machen.

Nach der Premiere in Venedig im September 2024 lief der Film auch in Toronto, gewann Preise auf den kleineren US-Festivals in Palm Springs und Santa Barbara und startete am 30. Januar 2025 in den deutschen Kinos.

Bilder: Constantin Film

 

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