Ein Sommernachtstraum

Die vielen kleinen Einfälle machen Edvard Clugs Neufassung des Shakespeare-Klassikers „Ein Sommernachtstraum“ sehenswert. Von der Entourage des Theseus, die ihren Herrscher (Cohen Aitchison-Dugas) auf einem Surfbrett hereinträgt und Unterwerfungsgesten tänzerisch parodiert, über die überdimensionale Gottesanbeterin bis zu den Auftritten der dreißig Waldelfen in den phantasievollen, häufig wechelnden Kostümen von Leo Kulaš bieten die 2,5 Stunden zahlreiche Überraschungen und kreative Ideen. Er spielt zunächst mit Naturmotiven wie Blättern und Ästen, aus denen er Ganzkörperkostüme bastelt, später karikiert er mit Tüll das klassische Ballerina-Outfit.

Das lässt dann auch darüber hinwegsehen, dass der Abend über weite Strecken recht konventionell abläuft. Der rumänisch-slowenische Choreograph, der kommende Spielzeit in einer Dreierspitze das Ballett Dortmund übernehmen wird, bleibt nah am bekannten Liebesverwirrungs-Plot von Shakespeare. Zur eigens von Milko Lazar komponierten, an Philipp Glass erinnernden Musik plätschert der komödiantische Reigen gefällig dahin. Erstaunlich viel Pantomime muss das Ensemble des Staatsballets diesmal einsetzen, die Handwerker-Truppe, die dilettantisch das „Pyramus und Thisbe“-Stück im Stück aufführen muss, unterhält mit Slapstick.

Tänzerisch wirkt das Staatsballett unterfordert, wie auch Rüdiger Schaper im Tagesspiegel schrieb. Von den  ausgefeilten Choreographien internationaler Stars, mit denen Christian Spucks Compagnie zuletzt überzeugte, ist dieser „Sommernachtstraum“ ein deutliches Stück entfernt, spricht aber als surreal-skurrille Klassiker-Adaption für die ganze Familie andere Zielgruppen an.

Lohnend ist der „Sommernachtstraum“ als Ausstattungsfest, das zu vielen kleinen Entdeckungen einlädt, während das zentrale Geschehen um das Liebes-Quartett im Zentrum recht blass bleibt. Eine Neuentdeckung ist die nonbinäre südafrikanische Tänzer*in Leroy Mokgatle als Puck.

Bilder: Yan Revaz

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