Eine skurrile Fingerübung im Stil der griechischen Neuen Welle präsentierte Christos Nikou in seinem Regiedebüt „Apples/Mina“ in der Venedig-Nebenreihe Orizzonti im September 2020. In dem kurzen Sommer des Durchatmens zwischen den beiden Lockdowns traf der Film einen Nerv: er erzählt von einer Amnesie, die pandemieartig um sich greift. Die Betroffenen werden aus ihrem Alltag gerissen und in Kliniken verwahrt. Selbst die einfachsten Aufgaben kann Aris (Aris Servetalis) nicht mehr lösen.
Nikou, der als Regieassistent beim Yorgos Lanthimos-Meisterwerk „Dogtooth“ (2009) beteiligt war, erzählt seine surreale Geschichte betont lakonisch. Das Ärzteteam plant mit Aris eine Reprogrammierung, lässt ihn als ihr Forschungsobjekt diverse Aufgaben meistern.
Einen Herbst lang war „Apples“ ein kleiner Hype, wurde zur Online-Ausgabe des Filmfests Hamburg eingeladen und wäre auch bei „Around the World in 14 films“ 2020 gelaufen, wenn das Festival in der Berliner Kulturbrauerei hätte stattfinden können. Griechenland reichte ihn damals in der Oscar-Kategorie für den besten internationalen Film ein, wo „Apples“ allerdings chancenlos war.
Jahre später versteckte ihn arte im Advent 2024 im Nachtprogramm: in OmU-Version und im 4:3-Format.
Bild: Boo Productions