Zur Spielzeiteröffnung im September 2023 war die „Frankenstein“-Adaption von Oliver Frljić schon einmal angekündigt. Doch kurz vor der Premiere wurde die Produktion auf unbestimmte Zeit verschoben.
Anderthalb Jahre später wurde der „Frankenstein“ sehr frei nach Mary Shelley nun endllich im Gorki Theater nachgeholt. Marc Benner kommt als Frljić-Alter ego und dem Konterfei des kroatischen Regisseurs auf die Bühne und erklärt, was damals geschah. Die Mutter des Regisseurs, deren Porträt am rechten Bühnenrand eingeblendet ist, lag mit Lungenkrebs im Sterben. Statt Endproben-Stress und Premieren-Sekt war Frljić mit den Vorbereitungen für die Beisetzung befasst. Eine wütende Beschimpfung seines Gastlands Deutschland war damals geplant, deutet Benner an.
Nach diesem Intro, das den Bogen in die Entstehungsgeschichte des Abends schlägt, taucht die 80 Minuten kurze „Frankenstein“-Revue in den Roman-Plot ein. Sehr verschachtelt ist die Konstruktion des Abends. Was als Spiel mit Motiven und Ebenen reizvoll sein könnte, wird wegen seiner Unzugänglichkeit bald uninteressant.
Neben Benner als Frljić spielt sich vor allem Kate Strong als Autorin Mary Shelley in den Vordergrund. Um den Tod ihrer Mutter bei der Geburt und den Verlust eines Kindes kreist die Horror-Séance. Wann immer man glaubt, erkennen zu können, in welche Richtung die Assoziations-Spiralen weitergehen sollen, bricht der Gedankengang ab und die Erzählfäden laufen ins Leere.
Tolle Songs und schauspieleriche Einzelleistungen können den kurzen Abend des ehemaligen künstlerischen Co-Leiters des Gorki Theaters nicht retten. Im vergangenen Jahrzehnt waren seine wütenden, polemischen Inszenierungen oft anregend und herausfordernd, doch schon seit einiger Zeit schleppen sich seine Neuproduktionen nur kraftlos dahin. So auch dieser nachgeholte „Frankenstein“, der mit einem Suizid des Regisseur-Alter egos und betretenem Schweigen im Publikum endet.
Die Premiere war am 22. März 2025 im Gorki Theater.
Bild: Ute Langkafel MAIFOTO