Back to the Present (New Version)

Aus einer anderen Zeit, als Berlin ein Magnet für junge Künstlerinnen und Künstler war und zahlreiche Freiräume bot, stammt die Choreographie „Back to the Present“ von Constanza Macras, die mit ihrer Comagnie DorkyPark damals noch am Anfang ihrer Karriere stand. Im Juni 2003 entstand „Back to the Present“ in Kooperation mit der Schaubühne in einem leerstehenden Kaufhaus in der Brunnenstraße, einer der weniger repräsentativen Ecken in Mitte.

Thematisch ging es damals um Beziehungen im Spätkapitalismus. In einem Interview mit der taz blickt Macras darauf zurück, wie sie sich als damals Anfang 30jährige fühlte. Liebe im Spätkapitalismus war bekanntlich auch eines der großen Themen von René Pollesch, der zur selben Zeit seine ersten Erfolge im Prater der Volksbühne feierte. Im großen Haus am Rosa Luxemburg-Platz zeigt Macras schon seit einigen Jahren, seit der Interimsintendanz von Klaus Dörr, ihre neuen Produktionen und auch der früh verstorbene René Pollesch setzte diese Zusammenarbeit fort. In dieser Tradition ist nun an zwei Abenden eine „New Version“ von „Back to the Present“ in der Volksbühne zu sehen.

Aus dem alten Cast ist nur noch Jill Emerson dabei. Die interessantesten Momente dieses Projekts sind, wenn sie auf die damalige Zeit zurückblickt: Erinnerungen an das erste Treffen mit Macras noch in New York kurz vor 9/11, an die gemeinsamen Touren mit dem Stück, an die enge Verbundenheit im Ensemble, an das Auseinanderbrechen, ihren Umzug zurück in die USA inklusive Familiengründung, ihr Älterwerden als Tänzerin mit ausbleibenden Aufträgen und Knieproblemen.

Spannend ist, dass sich Emerson wie eine große Schwester in den übrigen Cast aus DorkyPark-Stammkräften und einigen Gästen einfügt. Wie so oft bei Macras entsteht auch in „Back to the Present (New Version)“ eine assoziative Revue, die in ihrer Materialfülle und mit Pause fast die Drei Stunden-Marke erreicht. Stark ist das Stück von der Boulevard-Komödie geprägt: klappernde Türen und Slapstick-Einlagen des häufig stürzenden und stolpernden Campbell Caspary prägen vor allem den ersten Teil. In einem ernsteren Moment stellt er die in den vergangenen Jahren im Kulturbetrieb heißdiskutierte Frage, warum er als junger, weißer, heterosexueller Mann im Gegensatz zu anderen alle Rollen spielen darf.

Jugendlich unbeschwert wirkt diese Revue. Interessant wäre es, sie mit einer Video-Aufzeichnung des Originals abzugleichen. Was hat sich verändert?

Bilder: Thomas Aurin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert