Beating hearts

Im starken Wettbewerbs-Jahrgang in Cannes 2024 machte Gilles Lellouche mit einem überbordenden, fast dreistündigen Liebes- und Gangster-Epos auf sich aufmerksam. Man kannte ihn bis dahin vor allem als Schauspieler, der Auftritt als Depardieu-Nachfolger in „Asterix und Obelix im Reich der Mitte“ (2023) zählt zu seinen bekanntesten Rollen. Als Regisseur versuchte er sich erstmals 2018 in der recht belanglosen Synchronschwimmer-Komödie „Ein Becken voller Männer“.

Bei seinem zweiten Film „L´amour ouf“ (internationaler Verleihtitel: „Beating hearts“) startet er von der ersten Sekunde an mit Vollgas. In blutroten Großbuchstaben knallt der Filmtitel quer über die Leinwand, ein Rausch aus Adrenalin und Testosteron ist schon die erste Szene: Eine wilde Gangster-Verfolgungsjagd mit tödlichem Kopfschuss für eine der Hauptfiguren (François Civil).

Rückblende in die 1980er: zum Soundtrack von Prince und The Cure begegnen sich Clotaire (Malik Frikah) , ein Schulhof-Bully aus Problemfamilie, und die selbstbewusste Jaqueline (Mallory Wanecque). Gegen jede Wahrscheinlichkeit wird aus den beiden ein Paar. Die Kamera von Laurent Tangy folgt dem Liebesrausch der Teenager, bis Clotaire immer weiter auf die schiefe Bahn. Im Gegensatz zur strebsamen Freundin, die lieber ihr Referat über Ludwig XIV. hält als seinem Angebot zu folgen, mit ihm auf dem Motorrad loszubrettern, hält er nichts von der Schule und schließt sich der Gang von La Brosse (Benoît Poelvorde) an. Er muss dafür büssen, dass der Sohn des Gangsterbosses einen Wachmann ermordete, und sitzt 10 Jahre im Gefängnis.

Während der Zeit verzehrt er sich nach der Freundin, die in einem langweiligen Job und einer noch langweiligeren Ehe mit Jeffrey (Vincent Lacoste) gelandet ist. Im Jahr der Sonnenfinsternis 1999 treffen beide endlich wieder aufeinander. Clotaire spielt nun François Civil und Jackie verkörpert Adèle Exarchopoulos. Wieder beginnt es zu knistern, wieder flirren die Hormone und der Film geht nach der etwas bedächtigeren zweiten Hälfte mit Vollgas in die Schlusskurve.

Mit „Beating Hearts“ gelang Gilles Lellouche ein fulminantes Epos für die große Leinwand, das in Frankreich schon im vergangenen Herbst zum Kassenhit wurde und knapp ein Jahr nach der Cannes-Premiere am 27. März 2025 in die deutschen Kinos kam.

Bilder: © Cédric Bertrand – 2023 – TRESOR FILMS – CHI-FOU-MI PRODUCTIONS –STUDIOCANAL – FRANCE 2 CINEMA – COOL INDUSTRIE – PICTANOVO – ARTEMIS PRODUCTIONS

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