Ganz weit unten ist Grace angekommen: in ihrer zugemüllten Messie-Wohnung erinnert sie sich an traumatische Kindheitserlebnisse, toxische Beziehungen und die Stationen ihres Absturzes. Erzählt wird diese Milieustudie als Pop-Musical-Solo der Schauspielerin Kate Gilmore auf der Globe-Bühne, während im Hintergrund vorproduzierte Video-Einspieler laufen. Leitmotivisch taucht immer wieder ein TV-Schnipsel vom Eurovision Song Contest 1988 in Dublin auf, als Celine Dion ein Jahrzehnt vor ihrem Titanic-Welthit für die Schweiz den Sieg holte.
Ein Makel des 90minütigen Abends ist, dass viele der Songs, die Anna Mullarkey komponierte, bis zur Ununterscheidbarkeit eintönig klingen. Auf der Zielgeraden landet der Abend des irischen Dramatikers Enda Walsh im Kitsch: im Sonnenaufgang und zu Konfetti-Regen träumt sich Grace in eine bessere Zukunft, alle Wunden sind geheilt, die Texte triefen nun vor Pathos.
Schaubühnen-Intendant Thomas Ostermeier ist dem irischen Dramatiker Walsh lange verbunden: seine Stücke „Disco Pigs“ und „Misterman“ liefen kurz nach der Jahrtausendwende schon am Lehniner Platz, mit diesem Gastspiel des Abbey Theatre aus Dublin wird die Arbeitsbeziehung wieder aufgefrischt. Das Sozialdrama-Pop-Oper-Kammerspiel hinterließ am Auftakt-Wochenende des FIND-Festivals 2025 jedoch keinen bleibenden Eindruck.
Bild: Ste Murray