Mit fiesem Grinsen dirigiert und demütigt Kaiser Caligula (Steffen Link) seine Patrizier. Die Holzwände von Ansgar Prüwers Bühne bieten zwar viele Nischen, um ein Komplott zu schmieden, aber keinen Ausweg und kein Entkommen vor diesem in Nihilismus und Willkür um sich schlagenden Tyrannen.
Eine große Albtraum-Show machte der israelische Regisseur Ran Chai Bar-zvi aus Albert Camus von den Schrecken des Faschismus und Stalinismus geprägten philosophischen Dramas. Steffen Link wirft sich in immer neue Fummel und heizt zu 1990er Jahre Hits von Macarena bis Robbie Williams die Stimmung in seiner Horror-Show an. Die Patrizier schwanken zwischen Entsetzen und entwürdigender Kriecherei, sehen aber in den phantasievollen Togen und Rüstungen, die Marilena Büld für diesen Abend im Münchner Volkstheater entworfen hat, auch noch in der peinlichsten Schäfchen- oder Gedichtrezitier-Pose umwerfend aus. Stellvertretend für den Ideenreichtum von Büld, die in Berlin zuletzt auch Lena Braschs Hommage an ihren Onkel im Gorki-Studio und die „Death Drive“-Volksbühnen-Revue von Benjamin Abel Meirhaeghe ausstattete, steht das Gewand aus Ledergürteln für Cherea (Jan Meeno Jürgens).
Zwei Stunden dauert dieser Trip durch den Herrscher-Wahn mit einem überwiegend sehr jungen Ensemble am Anfang ihrer Karriere, das vom Publikum mit langem Applaus bedacht wurde. Die „Caligula“-Inszenierung, die am 23. Januar 2025 wenige Tage nach der zweiten Amtseinführung von Donald Trump Premiere hatte, ist demnächst auch als Eigenproduktion des Münchner Volkstheaters beim „Radikal jung“-Festival zu sehen, das nach jüngsten Meldungen wegen des Spardrucks vor einer ungewissen Zukunft steht.
Bilder: Arno Declair