Bemerkenswert an Michael Lockschins „Der Meister und Margarita“-Verfilmung ist, dass sie in Russland trotz scharfen Gegenwinds und vieler Anfeindungen aus dem Putin-Lager doch die Zensur passierte und sich nach dem Kinostart im Januar 2024 zum kommerziell erfolgreichsten russischen Film entwickelte. Von den satirischen Angriffe von Michail Bulgakows Roman-Klassiker gegen Stalins Schauprozesse lassen sich ohne viel Phantasie einige Parallelen zu Putins Gegenwart ziehen.
Stilistisch ist der mit zweieinhalb Stunden überlange Film ein ungewöhnlicher Hybrid aus Fantasy-Blockbuster, Liebes-Melodram, Literaturverfilmung und bietet natürlich auch politische und religionswissenschaftliche Anspielungen. Bis auf August Diehl als diabloisch grinsender Woland ist das Ergebnis ziemlich enttäuschend. Fabian Tiedtke brachte es in der taz gut auf den Punkt: „Der Meister und Magarita ist kein besonders gutes Werk. Es ist als Phänomen interessanter denn als Film.“ Zu generisch wirken die Fantasy-Motive, die Produktion setzt auf Ausstattung und Schauwerte, die im Roman auf mehreren Ebenen kunstvoll verschachtelte Handlung entfaltet sich in der Film-Version recht zäh.
Interessant sind an dem Film vor allem die Rahmenbedingungen: Michael Schuschkin wuchs als Kind eines Biochemikers in den USA auf. Kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion ging sein Vater, ein überzeugter Kommunist in das Land seiner Vorfahren. Der Filmemacher wuchs zwischen den Welten auf, ging zum Studium nach London und produzierte 2019 nach einigen Werbe-Produktionen mit seinem Spielfilmdebüt „Silver Skates“ einen harmlosen Weihnachts-Schlittschuh-Film. 2021 konnte der Dreh für die Bulgakow-Adaption mit staatlichen Geldern beginnen, doch als sich Schuschkin klar gegen die Vollinvasion der Ukraine positionierte, wurde er in Russland zur persona non grata und zog in die USA zurück. Der Kinostart verzögerte sich um meherere Jahre. In den deutschen Kinos läuft „Der Meister und Margarita“ seit dem heutigen 1. Mai 2025.
Bilder: Capelight Pictures