Die vierte, ganz entscheidende Protagonistin in diesem brasilianischen Noir ist die Kamera von Hélène Louvart. Fast der gesamte Film spielt auf dem engen Flur eines schäbigen Stundenhotels, den die französische Meisterin der Bildgestaltung in bedrohliche Rot-, Blau- und Braun-Töne taucht.
Als Hintergrundrauschen ist fast ständig das Stöhnen, Keuchen und Rammeln aus den Zimmern präsent, während sich die Handlung um eine ménage à trois dreht: Heraldo (Iago Xavier) sucht nach einem schief gelaufenen Überfall Schutz in der Absteige und nimmt einen Gelegenheitsjob als Reinigungskraft an, der am nächsten Morgen das Koks und die Sextoys wegräumen, die Laken frisch beziehen muss. Bald knistert es zwischen ihm und seiner Chefin Dayana (Nataly Rocha), die in einer toxischen Beziehung mit dem unberechenbar-übergriffigen Elias (Fábio Assunção) lebt.
Lange passiert in diesem Film von Karim Aïnouz, der seit 2012 in Berlin lebt, nur sehr wenig. „Motel Destino“ lässt sich sehr viel Zeit für die Exposition der Figuren und konzentriert sich auf die schwüle Atmosphäre des Etablissements. Fahrt nimmt die Krimi-Handlung im letzten Drittel mit einem Showdown am Strand auf.
„Motel Destino“ hatte im Mai 2024 im Cannes-Wettbewerb Premiere, ging jedoch leer aus. Nach weiteren Festival-Aufführungen z.B. in München und Wien startete der Film am 14. November 2024 in den Programmkinos und ist derzeit auf MUBI verfügbar.
Bilder: Santoro