On Swift Horses

Wie aus einer anderen Zeit, in der Tradition großer Hollywood-Melodramen, wirkt die Roman-Verfilmung „On Swift Horses“ von David Minahan.

Von den Schattenseiten des American Dream in der Aufbruchsstimmung der 1950er Jahre erzählt dieser Film. Lee (Will Poulter) verkörpert den damaligen Zeitgeist mustergültig: nach dem Kriegsdienst in Korea will er mit seiner Verlobten Muriel (Daisy Edgar-Jones) nach Kalifornien ziehen und mit einem Häuschen in Suburbia das Leben eines rechtschaffen-strebsamen Familienvaters führen.

Doch die beiden Menschen, die ihm im Leben am wichtigsten sind, leiden unter der Enge der Moralvorstellungen der Nachkriegszeit: sein Bruder Julius (Jacob Elordi) passt als homosexueller Mann nicht in die Familien-Vorstadt-Idylle und schlägt sich lieber in Las Vegas durch. Ein paar Monate lang findet er dort ein heimliches Glück mit dem Mexikaner Henry (Diego Calva), von dem beide wissen, wie fragil es ist und dass sie es nur in ihrem Zimmer leben können. Die beiden beobachten Trickbetrüger im Auftrag des Casinos, verlieren jedoch alles, als Henry darauf besteht, die gelernten Kniffe auch selbst anzuwenden.

Der erste Auftritt von Julius, der sich mit der von Elordi seit „Saltburn“ gewohnten Laszivität halbnackt auf der Kühlerhaube vor der Farm räkelt, fasziniert Muriel. In einer heimlichen Brieffreundschaft bleibt sie mit dem Schwager in Kontakt. Den treudoofen Ehemann betrügt sie nach Strich und Faden: das Geld fürs Häuschen stammt nicht aus dem Verkauf der Farm der Mutter, sondern aus Pferdewetten. Auf der Rennbahn hat sie ihre ersten Flirts mit Frauen. Während der Mann arbeitet, feiert sie Partys in ihrer Affäre mit Nachbarin Sandra (Sasha Calle).

„On Swift Horses“ ist großes Gefühlskino, das aus einer anderen Hollywood-Ära zu stammen scheint. Minahan nimmt sich in seinen demonstrativ langsam erzählten zwei Kino-Stunden so viel Zeit, wie es nur noch wenige wagen. Er badet in der Ausstattung des Films und setzt natürlich auch den größten Trumpf des Films ausgiebig ein: die Riege von Nachwuchsschauspielern, die fast unverschämt gut aussehen und diese amerikanische Jugend, die zwischen Glücksspiel und Verführung an der Enge der heteronormativen Nachkriegsordnung leidet, glänzend verkörpert.

„On Swift Horses“ basiert auf einem 2019 erschienen Roman von Shannon Pufahl, der von Erlebnissen ihrer Großmutter inspiriert ist und hatte im Spätsommer 2024 in Toronto Premiere. Am 29. Mai 2025 startete er in den deutschen Kinos.

Bilder: Leonine Distribution GmbH

 

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