Mehr als drei Stunden dauert Nuri Bilge Ceylans Provinz-Sozialstudie „Auf trockenen Gräsern/Kuru Otlar Üstüne“. Wie so oft spielt auch dieser Film des türkischen Filmemachers in einem abgelegenen Ort. Durch den Schnee kämpft sich Lehrer Samed (Deniz Celiloğlu), der sich zurück in die Großstadt sehnt und mit zwei Konflikten zu kämpfen hat: Mit seinem Kollegen Kenan (Musab Ekici) konkurriert er um dieselbe Frau, die Englischlehrerin Nuray (Merve Dizdar). Außerdem sieht er sich dem Vorwurf ausgesetzt, Schülerinnen belästigt zu haben.

Schier endlos wird in diesem Film geredet, die Figuren könnten in ihrem Redeschwall und ihrer Lethargie einem Tschechow-Stück entsprungen sein. Meist geht es um Banalitäten des Alltags, ab und zu wird auch pseudophilosophisch über die Haltung des Individuums zur Gesellschaft gesprochen, zum Beispiel in einem sehr langen Schlagabtausch zwischen Samed und der aktivistischeren Nuray, als erst 2/3 des Films geschafft sind.

Im Hintergrund laufen Probleme wie der blutige Konflikt um die Kurdengebiete oder die staatliche Repression mit: sie werden aber nicht tiefer beleuchtet, sondern nur plakativ angetupft. Ein Festival-Liebling ist Nuri Bilge Ceylan dennoch: in Cannes war er 2023, einem Jahrgang, der wie ein Veteranen-Treffen wirkte, bereits zum 7. Mal eingeladen, Merve Dizdar wurde mit der Silbernen Palme als beste Darstellerin ausgezeichnet. Nach weiteren Stationen in Hamburg, Mannheim-Heidelberg, Wien und bei „Around the World in 14 Films“ in der Kulturbrauerei im Dezember 2023 lief „Auf trockenen Gräsern“ ab 16. Mai 2025 in einigen Programmkinos und ein weiteres Jahr später erstmals im TV beim koproduzierenden Sender arte gegen Mitternacht.

Bild: eksystent distribution filmverleih/ Sibille Lehnert Filmdispo

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