Auch die zweite Stipendiatin des aktuellen WORX-Jahrgangs neben Lucia Wunsch, die mit „Der Lügenprinz“ nach „Peer Gynt“ debütierte, wählte einen Stoff aus dem Kanon. Malin Lamparter entschied sich für den Roman „Die Kameliendame“ von Alexandre Dumas, der auch Giuseppe Verdis „La Traviata“ zugrunde liegt.
Überraschend konservativ beginnt ihr Zugriff auf den Roman. Zwar spricht Bettina Hoppe aus dem Off einen kurzen Ausschnitt aus Susan Sontags „Krankheit als Metapher“. Die drei Spieler*innen Lisa Birke Balzer, die auch regelmäßig nebenan am DT Berlin auftritt, Yannick Fischer und Charlotte Irene Thompson erzählen den Plot der an Tuberkulose leidenden Marguerite Gautier in kurzen Spielszenen anschließend recht konventionell nach.
Erst im Lauf der 1 Stunde 40 Minuten wird der Stoff stärker aufgebrochen. Je länger die Inszenierung dauert, desto öfter tritt das Trio mit Songs mit launigen Songs z.B. über die Tröpfcheninfektion aus ihren Rollen. Das Leiden der Titelfigur wird mit Fremdtexten und Einschüben über aktuelle Erfahrungen mit chronischen Erkrankungen kontrastiert. Ein interessanter Ansatz, der noch konsequenter verfolgt werden könnte.
Neben der Dumas-Adaption, die auch im Juli noch mehrmals zu sehen sein wird, setzte sich Lamparter in ihrer zweiten, gestern bereits abgespielten Arbeit „Always Carrey On“ mit dem Hollywood-Slapstick-Comedian Jim Carrey auseinander.
„Die Kameliendame oder: Stirb schöner!“ hatte am 16. Oktober 2024 im Werkraum des Berliner Ensemble Premiere und zog ins Neue Haus um.
Bilder: Moritz Haase