Egal

Das Ehekrisen-Kammerspiel von Marius von Mayenburg ist einer der Hits der ersten Spielzeit des Burgtheater-Intendanten Stefan Bachmann. Der Text beginnt mit einer Verschiebung der traditionellen Rollenmuster: Die erfolgreiche Ingenieurin Simone (Caroline Peters in ihrer Comeback-Rolle nach ihrem Schaubühnen-Intermezzo) kommt breitbeinig von der Dienstreise zurück. Ihr wesentlich schlechter verdienender Mann (Michael Wächter, der vom Münchner Residenztheater nach Wien wechselte) musste sich um Haushalt und Kinder kümmern, die Care-Arbeit fraß die Zeit, so dass die Übersetzung des Romans einer niederländischen Schriftstellerin nicht mehr bis zur Buchmesse-Deadline zu schaffen ist.

Simone bringt Erik ein Geschenk mit und tappt voll ins Fettnäpfchen: das Paar verhakt sich im Pingpong der Vorwürfe, Unterstellungen und „war doch nicht so gemeint“-Rückzugsgefechte. Nach der ersten Runde verschiebt Mayenburg die Rollenmuster mehrfach: wir erleben den Mann in seiner traditionellen Rolle als Ernährer, die Frau, die sich zu sehr in die Rolle als Hausfrau und Mutter gedrängt fühlt und über mangelnde Wertschätzung ihrer Tätigkeit als Übersetzerin klagt.

Im Showdown wird durchgespielt, was passiert, wenn der besserverdienende Part ein lukratives Angebot im Ausland bekommt. Wird der übersetzende Partner dann nicht erst recht zum Anhängsel und auf die Hausarbeit reduziert? Kann die Ehe diese Belastungsprobe überstehen oder hängen am Ende alle in den Seilen?

Burg-Chefdramaturg Thomas Jonigk inszeniert die 80 Minuten kurze, mehrfach die Perspektive wechselnde Ehehöllen-Komödie als Edelboulevard mit Schauspielstar Caroline Peters. Das Timing sitzt perfekt, die Pointen werden im Ping-Pong hin- und hergeschmettert. Eine sichere Bank für den Spielplan des Akademietheaters, beim Saisonabschluss-Gespräch mit dem Burg-Direktor beschwerte sich ein Zuschauer, dass es aussichtslos sei, Karten für „Egal“ zu bekommen, da sich die Leute darum fast prügelten.

An zwei Abenden gastierte „Egal“ diese Woche beim Hamburger Theaterfestival im Deutsche Schauspielhaus Hamburg.

Bilder: Monika Rittershaus

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