Jugend ohne Gott

Eine unmittelbare Konsequenz des Terrors von Rechts und des Erstarkens populistischer Kräfte ist es, dass Ödon von Horváths Roman-Parabel häufiger auf den Theaterspielplänen steht.

2019 kamen in Berlin kurz nacheinander eine sehr freie Bearbeitung von Nurkan Erpulat und seinem Ensemble am Gorki und eine nah an der Vorlage bleibende Nacherzählung von Thomas Ostermeier als Koproduktion der Schaubühne und der Salzburger Festspiele auf Berliner Bühnen. Für eine Kombination beider Ansätze entschied sich Emel Aydoğdu in einer DT Jung*-Produktion auf der Kammerbühne.

Das sehr diverse Ensemble aus 12 jungen Spieler*innen tritt im ersten Teil im Einheitslook in Federkostümen (Louise-Fee Nitschke) auf und erzählt den Roman-Plot in einem Wechsel aus chorischen Passagen und szenischen Miniaturen im fliegenden Rollenwechsel.

Der zweite Teil bezieht die Parabel über eine verrohte Jugend, die unter der Propaganda eines rechtsautoritären Staates ständig Hass und Rassismus eingetrichtert bekommt, und die Hilflosigkeit des Lehrers direkt auf die Gegenwart. Etwas zu sehr im Schrei-Modus klagen die Spieler*innen den Rechtsruck und gesellschaftliche Missstände an. Unmittelbar ins Publikum gehen Karl Junker und Serge Mateso, sie halten einigen Zuschauer*innen das Mikro unter die Nase und fragen nach ihrem Engagement und ihren politischen Einstellungen, das vom Rest des recht homogenen Publikums meist mit starkem Applaus quittiert wird. Zielgruppe ist ein Publikum ab der 9. Klasse, das durch den interaktiven Stil abgeholt und eingebunden wird.

Für Aydoğdu war „Jugend ohne Gott“ am 19. Februar 2025 die erste Arbeit am DT. Seit Beginn der Spielzeit ist sie Co-Leiterin der Jugendsparte am Hessischen Staatstheater Wiesbaden.

Bild: Jasmin Schuller

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