2013 eröffnete Karin Beier ihre Intendanz am Schauspielhaus Hamburg mit der Uraufführung von „Alles Weitere kennen Sie aus dem Kino“. Der englische Dramatiker Martin Crimp erzählte in seiner Übermalung der „Phönizierinnen“ des Euripides einmal mehr vom Fluch über dem Haus der Labdakiden und vom Bruderkrieg zwischen Polyneikes und Eteokles, der die Vorgeschichte zum „Antigone“-Mythos markiert.
Katie Mitchell inszenierte damals die Uraufführung und setzte auf ein ganzes Dutzend Mädchen, die laut Nachtkritik „geheimnisvoll wieselflink choreografiert“ und „gleichzeitig Bühnenarbeiterinnen, Souffleusen, Aufseherinnen, Regisseurinnen“ waren. Mirja Biel, die bei dem recht selten gespielte Stück zum Spielzeit-Finale am Münchner Volkstheater Regie führt, reduziert den Chor auf drei Mädchen (Nina Steils, Ines Hollinger und als Jüngste im Wechsel Anna Roth / Maya Zankov), die nicht über die Rolle als Stichwortgeberinnen hinauskommen.
Was die Regisseurin und das Volkstheater an dem leicht modernisierten antiken Stoff reizte, wird in diesen 100 Premieren-Minuten nicht recht klar. München, das allein in dieser Spielzeit schon „Dionysos Stadt“ in den Kammerspielen und „Die Backchen“ im Cuivilliéstheater erlebte, hat nun ein weiteres Antikenprojekt, das vom Scheitern und den blutigen Machtkämpfen einer Familie erzählt.
Zu Beginn referiert Iokaste, die Mutter des Ödipus (Mara Widmann), im Schnelldurchlauf die Vorgeschichte des Abends. Pfeiftöne und stroboskopartig flackerndes Licht werden mehrfach kurz eingesetzt, die Scheinwerfer-Batterien sind so weit nach unten gesenkt, dass der Bühnenraum fast wie ein Gefängnis wirkt.
Erst als die Spielhandlung beginnt und der eitle Gockel Eteokles (Nicolas Streit) auf seinen Rivalen Polyneikes (Timocin Ziegler) trifft, werden die Scheinwerfer hochgefahren und geben ein unwirtliches Feld frei, auf dem sich die Familienmitglieder bekriegen. Die für Crimps Stück zentralen drei Mädchen zwar immer mit dabei, aber eher als dekorative Anhängsel als wirklich mittendrin.
Als die Schlachten geschlagen sind, Menoikeus (Jonathan Hutter) tot am Boden liegt, die Macht auf Kreon (Jonathan Müller) übergegangen ist und Antigone (Pola Jane O´Mara) unter Arrest ist, senken sich die Scheinwerfer wieder nach unten und begrenzen eine eingemauerte, düstere Fläche.
Mit großem Ensemble, aber recht spröde erzählt der Abend seine Geschichte: halbherzig, ohne das jugendliche Feuer, das Volkstheater-Inszenierungen sonst oft auszeichnet.
Bilder: Gabriela Neeb