Y

Anne Teresa de Keersmaeker wurde eingeladen, sich von einigen Gemälden des Museums Folkwang in Essen inspirieren zu lassen. Der Parcours „Y“ beginnt recht simpel: Mitglieder ihrer Compagnie Rosas postieren sich neben ausgewählten Werken und verharren in derselben Pose. Diese Reenactments sind über mehrere Räume verteilt, am kraftraubendsten ist der Kopfstand von Nassim Baddag, der den geometrischen Formen von „Ksi“ von Morris Louis (1960/61) nachempfunden ist.

Im zweiten Teil löst sich die Erstarrung der Posen und mündet in eine klischeehafte Performance. Keersmaekers Arbeit kommt diesmal leider nicht über wilde Verzweiflungsschreie hinaus, die durch die Museumsräume gellen. Das ist ihre denkbar platte Antwort auf die selbstgestellte Leitfrage „Why?“. Vom Band kommt ein beliebig wirkender Tonspur-Mix mit Songs von Herbert Grönemeyer, philosophischen Schnipseln von Hannah Arendt und Nina Hagen darf sich auch noch über den vergessenen Farbfilm beschweren.

„Y“ ist eine uninspirierte Fingerübung. Keersmaeker ist weit von ihrer Bestform entfernt, die sie in „exit above“ zeigte, das gerade von der Zeitschrift Tanz zur Choreographie des Jahres gewählt wurde – gleichauf mit zwei Arbeiten von Boris Charmatz und Crystal Pite.

Bilder: © VG Bild-Kunst, Bonn 2024 Foto: Katja Illner / Ruhrtriennale 

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