Wie eine einstündige Meditation wirkt das Gastspiel „Mycelium“ von Christos Papadopoulos und Ballet de l’Opéra de Lyon. Trancehaft und mit minimalistischen Bewegungen gleitet der Schwarm aus 20 Tänzerinnen und Tänzern über die Bühne im Haus der Festspiele. Vor allem aus den hinteren Reihen scheint das trippelnde Ensemble fast zu schweben.
Der griechische Choreograph Papadopoulos befasst sich in seinen Arbeiten mit Naturvorgängen. Diesmal ahmt er die enge Verbindung des Myzels, des Gewebes der Pilzwurzeln, nach.
„Mycelium“ ist eine Aufführung, die polarisiert: während einige im Publikum begeistert waren, von der Möglichkeit, tief und über so eine lange Zeit wie eine Stunde in die hin und herwogenden Bewegungsmuster einzutauchen, fand ich die Arbeit zu redundant. Als halbstündiges, im Idealfall mit einer anderen Choreographie gekoppeltes Projekt wäre die Präzision von „Mycelium“ beeindruckend gewesen. Abendfüllend ist sie jedoch nicht, da die Muster über weite Strecken zu redundant wirken. Das gedämpfte Lichtdesign und die sanft dahinwogende Masse führten auch dazu, dass ein Sitznachbar immer wieder einnickte.
Nach der Deutschlandpremiere während Tanz im August im Haus der Berliner Festspiele wird „Mycelium“ in den kommenden Tagen auch in der Dresdner Hellerau gastieren.
Bild: Agathe Poupeney