Mont Ventoux

In Zeitlupe bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer von KOR´SIA hinter dichten Nebelschwaden im Dämmerlicht, als wollten sie das Theatertreffen-Gastspiel „Extra Life“ von Gisèle Vienne kopieren. Doch nach einigen Minuten wandelt sich „Mont Ventoux“ völlig und es wird klar, warum Tanz im August für die Festival-Abschlusspremiere die Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz gebucht hat.

In keinem anderen Berliner Theater käme der Wumms der dröhnenden Bässe dieser spanischen Choreographie so gut zur Geltung. Eine Stunde lang powert sich das Ensemble aus, sprintet, zuckt, wälzt sich und zittert hinter der Glaswand, die Amber Vandenhoeck aufgebaut hat.

KOR´SIA zeichnet das Bild einer verunsicherten Gesellschaft an einer Zeitenwende. Die im Programmheft proklamierten Bezüge zum Übergang von Mittelalter zu Renaissance und zur Wanderung des Dichters Francesco Petrarca auf den titelgebenden Mont Ventoux versinken vollständig im Nebel. Inhaltlich zu diffus und beliebig bleibt die tänzerisch sehenswerte Gastspiel-Produktion, die nach der Deutschland-Premiere im Herbst bei der Tanzplattform Rhein Main laufen wird.

Kurz vor der Premiere veröffentlichte der Senat die Ausschreibung für die Volksbühnen-Intendanz. Interessierte können sich bis 31. Oktober für das Verfahren melden, zum 1. August 2027 soll die herausfordernde Stelle neu besetzt werden, demnächst wird eine Interims-Leitung bekanntgegeben.

Bild: Maria Alperi

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