Ellen Babić

Immer wieder kommt es vor, dass Theaterleute, die gedanklich ganz fest mit einem Haus assoziiert werden plötzlich an einem anderen Berliner Haus auftauchen. Ein prominenter Fall ist Marius von Mayenburg, der als Autor und Regisseur seit mehr als zwei Jahrzehnten eine Konstante an Thomas Ostermeiers Schaubühne ist.

Sein neues Stück „Ellen Babić“ inszenierte jedoch Oliver Reese, Intendant des Berliner Ensembles, im dortigen Neuen Haus. Die kleinere Spielfläche passt sehr gut zu diesem psychorealistischen Kammerspiel: drei Personen treffen sich in einem Wohnzimmer und schleichen um den heißen Brei. Die Anlage entspricht dem klassischen Konversations- und Salonstücken des Bürgertums wie sie in den vergangenen Jahrzehnten oft variiert wurden, im Zentrum steht jedoch eine vergleichsweise neue Frage, die erst seit einigen Jahren die nötige Aufmerksamkeit bekommt.

Marius von Mayenburg lotet in seinem 90 Minuten kurzen Stück die Grauzonen und Stolperfallen in den Abhängigkeisgeflechten von Sex und Macht aus. Das Thema wird an dem Figuren-Dreieck der Lehrerin Astrid (Bettina Hoppe), ihrer Lebensgefährtin und ehemaligen Schülerin Klara (Lili Epply) und ihrem Chef, dem Schulleiter Wolfram (Tilo Nest), durchdekliniert.

Das Stück folgt den Regeln des Genres eines Kammerspiels und lässt geschickt die entscheidenden Fragen offen. Was genau passiert ist und vor allem was mit der Schülerin Ellen Babić bei einer Klassenfahrt nach Trier geschehen ist, bleibt in der Schwebe. Astrid ist am Ende allein in der Wohnung zurück, die beiden anderen ziehen sich erst mal zum Nachdenken zurück.

„Ellen Babić“ hatte am 24. Februar 2024 am BE Premiere und ist in der neuen Spielzeit weiter im Repertoire.

Bild: Matthias Horn

 

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