Ellbogen

Bereits 2017 erschien Fatma Aydemirs Debütroman „Ellbogen“, mit „Dschinns“ folgte bald ein weiterer Erfolg dieser Autorin und fürs Schauspiel Essen als Auftragswerk „Doktormutter Faust„. Es dauerte jedoch bis Anfang 2024, bis auch der Erstling adaptiert, dann jedoch kurz nacheinander sowohl von Film als auch Bühne.

Den Anfang machte die Berlinale im Februar 2024, in der Generation 14plus wurde die „Ellbogen“-Verfilmung vorgestellt, ebenfalls ein Erstlingswerk, nämlich der Regisseurin Aslı Özarslan, die in Berlin geboren ist. Am 5. September 2024 kam dieser Film nun in die Kinos. Dazwischen lag am 18. April 2024 die Premiere der Theater-Urauffühung: Aysima Ergün spielt das Solo in der Fassung von Murat Dikenci auf der Gorki-Studiobühne, die nächsten Vorstellungen im September sind bereits ausverkauft.

Aus dem Gorki-Ensemble kommt auch Doğa Gürer, der im „Ellbogen“-Kinofilm die wichtige Nebenrolle von Mehmet spielt. Er arbeitet in einem Istanbuler Callcenter und wird nach einem Chat-Flirt zur Anlauf-Stelle für Hauptfigur Hazal (Melia Kara), die nach dem Totschlag des Studenten Thorsten abtaucht und in die Türkei flieht.

In der ersten Hälfte erzählen Roman und Film vom Leben einer im Wedding aufgewachsenen 17jährigen Teenagerin, die sich nach Freiheit und Anerkennung seht, aber an der Ausgrenzung durch die Mehrheitsgesellschaft und den strengen Regeln ihrer türkischstämmigen Eltern leidet. Episodisch erzählt „Ellbogen“ von der vergeblichen Suche nach einem Ausbildungsplatz und der Zurückweisung durch den Türsteher, als sie mit ihren Freundinnen den 18. Geburtstag feiern will.

Zum Wendepunkt wird der Totschlag im U-Bahnhof. Nach einem scharfen Cut erleben wir Hazal in Istanbul, wo sie ebenso wenig ankommt. Die Wohnung ihres drogenabhängigen Freundes wird von der türkischen Polizei gestürmt, die Unterdrückung der Kurden wird zu einem Erzählstrang, der in dem 86 Minuten kurzen Film nur knapp angerissen werden kann, im Netz sieht die Protagonistin die Fahndungsaufrufe der deutschen Polizei.

„Ellbogen“ ist ein solides Filmdebüt, das nah an der Vorlage bleibt und vor allem die junge Zielgruppe im Alter seiner Protagonistin anspricht.

Bild: ©Massimo Di Nonno / Achtung Panda!

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