Thibault Lac ist eine der tragenden Säulen im Ensemble von Trajal Harrell. Kaum jemand trägt die wallenden Kostüme mit so divenhafter Eleganz wie er und genießt das Posing und Voguing so sehr.
An diesem Wochenende gastierte der belgisch-französische Tänzer mit einer eigenen kleinen, im Sommer in der Romandie entwickelten Arbeit in den Sophiensaelen: „Blue Roses“ war als „campy Träumerei“ angekündigt.
Während das Publikum noch seine Plätze sucht, werkelt Lac im Hintergrund der fast leeren Bühne. Es staubt gewaltig. Womit er dort hantiert, wird nicht ganz klar, spielt aber für den weiteren Fortgang der Solo-Show keine größere Rolle.
Verführungskunst ist ein wiederkehrendes Motiv der 45 Minuten kurzen Choreographie. Lac trägt zunächst ein geblümtes Kleid, wie man es von der netten Omi von nebenan kennt, und schält sich in einem angedeuteten Striptease heraus, bis er in bequemen Alltagsklamotten aus Jeans und T-Shirt vor dem Publikum steht. Auch die klobigen Schuhe, mit denen er mehrfach theatralisch-slapstickhaft stolpert, sind ein Leitmotiv der Show.
Bild: Camille Leprince
Sparsam sind nicht nur die Requisiten, sondern auch der Einsatz der Musik, der am stärksten im Elvis Presley-Schlusssong mit obligatorischem Hüftschwung zum Tragen kommt. Während der Performer langsam im Halbdunkel verschwindet und die Töne verklingen, stampfte ein enttäuschter Zuschauer quer durchs Publikum zum Ausgang.
Als Choreograph hat Lac erste Schritte gemacht, ist aber in diesem Metier noch von dem Niveau entfernt, das er als Tänzer hat.
Bild: François Ségallou