Future Macbeth

Der Mensch ist nichts weiter als ein besonders brutaler Affe. Auf diesen Nenner lässt sich die Botschaft der „Macbeth“-Überschreibung von Pavlo Arie und Ernst Busch-Ensemble im Neuen Haus des Berliner Ensembles bringen.

Mit Affenlauten brüllen, turnen und grunzen die sieben Studierenden über Paulina Barreirods Bühne, gegen Ende wird die oben genannte Botschaft, die auch so angekommen wäre, noch mal chorisch eingehämmert.

Der zweistündige Abend „Future Macbeth“ folgt lose dem Handlungsgerüst des Shakespeare-Klassikers und macht sich einen Spaß daraus, den hohen Ton der sporadisch eingestreuten Schlegel/Tieck-Verse auf Slapstick-Einlagen prallen zu lassen. Im Zentrum steht eine betont krawallige TV-Show im Privatfernsehen-Stil früherer Jahrzehnte, zu der die drei Hexen (Eszter Demecs, Greta Geyer, Emil Kollmann) ihre Gäste einladen. König Duncan (Elias Nuriel Kohl) darf dann mit rotem MAGA-Käppi über seine Primatenforschung mansplainen, sein Nachfolger Macbeth (Fabian Mair Mitterer) ist hier ein tumbes Riesenbaby raus, das sich ohne Hilfe der Lady Macbeth (Antonia Siems) nicht mal den Reißverschluss zumachen könnte. Zwischendurch gibt es dann auch noch Kabarett-Einlagen wie Emil Kollmanns Intro mit einer Beschimpfung des linksliberal-bildungsbürgerlichen Theaterpublikums.

Bis auf die MAGA-Trump-Anspielung gibt es in dieser Farce frei nach Shakespeares Tragödie keine weiteren Bezüge zur Tagespolitik. Das ist überraschend, denn das Duo Stas Zyhrkov (Regie) und Pavlo Arie (Text gemeinsam mit dem Ensemble) ist in Berlin für sehr politische Arbeiten bekannt. Als der Krieg „nur“ im Osten der Ukraine schwelte und von den restlichen Staaten weitgehend ignoriert wurden, waren die beiden bereits mit Inszenierungen des Left Bank Theatre Kyiv zum „Radar Ost“-Festival eingeladen, das Birgit Lengers am DT Berlin kuratierte. An ihrer neuen Arbeitsstätte entwickelten Zyhrkov/Arie eine „Odyssee“-Bearbeitung, die es im vergangenen Jahr auf die Shortlist des Theatertreffens schaffte. Ganz explizit politisch war die erste von zwei Schaubühnen-Arbeiten von Zyhrkov/Arie: inspiriert von einem Hamlet-Vers dachten sie in „Sich waffnend gegen eine See von Plagen“ wenige Monate nach Putins Voll-Invasion von 2022 darüber nach, wie sich Künstler in Zeiten des Krieges verhalten können und sollten.

Diesmal verzichteten Zhyrkov/Arie auf jede Anspielung auf Putin, dessen Angriffskrieg aber vermutlich ohnehin die meisten Zuschauer im Hinterkopf hatten. Sie entschieden sich stattdessen für eine Farce, die dem Septett von der HfS Ernst Busch viel Raum gibt, ihre Spielfreude auszutoben, jenseits ihrer plakativen Botschaft dem Publikum aber kaum Erkenntnisgewinn bringt.

Bilder: Jörg Brüggemann

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