Welcome Home Baby

Mit Alpen-Mystery-Horror startet die Panorama-Sektion der 75. Berlinale. Mit „Das finstere Tal“, einem fulminanten Mix aus Rache-Western und Alpen-Heimatfilm der ganz unkitschigen Sorte, landete der österreichische Regisseur im Februar 2014 einen Triumph, als er den Film außer Konkurrenz als Berlinale Special im Zoo-Palast präsentierte und kurz danach acht Lolas gewann.

Dem Genre-Kino bleibt Prohaska auch bei seinem Berlinale-Comeback elf Jahre später treu. Rettungsassistentin Judith (Julia Franz Richter) reist aus dem verregneten Neukölln in ein österreichisches Bergdorf. Ihr Vater, der dort als Allgemeinmedizinier praktizierte und von dessen Existenz sie nach der kolportagehaften Prämisse des Films auch nichts gewusst haben soll, hinterließ der Tochter ein großes Haus.

Hauptdarstellerin Julia Franz Richter

Eine Reihe von älteren Frauen, die Tante genannt werden wollen, hinter deren beflissenem Lächeln sich fiese Abgründe und Übergriffigkeit auftun, schwirrt mit Kindheitsanekdoten und indiskreten Fragen von Beginn an um Judith und ihren Mann Ryan (Reinout Scholten van Aschat) herum. Die Nebenrollen, die mit so tollen Charakterdarstellerinnen des österreichischen Kinos wie Gerti Drassl und Maria Hofstätter besetzt sind, sind das Interessanteste an „Welcome Home Baby“.

Das von Alptraum-Flashbacks und bekannten Genre-Motiven durchzogene Drehbuch, das Regisseur Prohaska mit Daniela Baumgärtl und Constantin Lieb geschrieben hat, ist nicht ganz rund, schleicht sich nach einigen Längen aber doch langsam an spannendes Mystery-Kino heran.

Mit einem Empowerment-Song in der rauen Stimmlage von Hildegard Knef endet dieser Trauma-Trip von Judith. Dieser Künstlerin ist auch das Porträt „Ich will alles“ im aktuellen Panorama-Jahrgang gewidmet.

Bilder: Lotus Filmproduktion, Senator Film Produktion

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert