Brasch – Das Alte geht nicht und das Neue geht auch nicht

Zum 80. Geburtstag erinnern fast alle großen Berliner Bühnen an den zu früh verstorbenen, heute nur noch selten gespielten Dichter Thomas Brasch, der im Kalten Krieg zwischen den Stühlen von BRD und DDR landete.

Den Anfang machte das Deutsche Theater Berlin mit der ausufernden Multimedia-Collage „Halt´s Maul, Kassandra!“ von Jürgen Kuttner/Tom Kühnel, in die Braschs schroffe Textblöcke wie aus einer vergangenen Zeit hereinragten. Das Berliner Ensemble zog mit einer Geburtstags-Revue von Schwester Marion Brasch und Ex-Lebensgefährtin Katharina Thalbach nach. Im Studio des Gorki-Theaters brachte Lena Brasch eine 75 Minuten kurze Hommage an ihren Onkel auf die Bühne.

„Brasch – Das Alte geht nicht und das Neue geht auch nicht“ ist um Szenen aus Thomas Braschs Stück „Mercedes“ gebaut, das Uli Khuons DT im September 2021 für die Box ausgegraben hat. Das Interessante an der Collage der Nichte ist, dass wir anders als beim wuchtigen DT-Abend „Halts Maul, Kassandra!“ vor allem die leiseren Töne von Brasch kennenlernen.

Als vorsichtig tastend beschrieb Nachtkritikerin Gabi Hift die Herangehensweise von Lena Brasch. Eine zentrale Rolle spielen die Songs, die das Trio aus Gorki-Neuzugang Edgar Eckert und den beiden Gästen Jasna Fritzi Bauer, die nach ihrem Burgtheater-Engagement (2012-2015) vor allem als Bremer Tatort-Kommissarin (seit 2021) und in TV-Serien präsent ist, und Klara Deutschmann, die ebenfalls mehr für das Fernsehen arbeitet, performt. Das sind zum einen Vertonungen von Braschs Lyrik, zum anderen Popsongs der späten 1980er wie „Wicked Game“ von Chris Isaac oder „Twist in Sobriety“ von Tanita Takaram, die sich in die melancholische Grundstimmung einfügen.

So entsteht eine atmosphärisch dichte Collage aus Brasch-O-Tönen und eigenständigen Zugängen/Weiterdichtungen. Kurz vor Schluss gibt es noch einen tagesaktuellen Aufschrei gegen Rechts der Regisseurin, den Jasna Fritzi Bauer, spricht: angesichts von verschmierten Stolpersteinen im Scheunenviertel erinnert sich Lena Brasch an die Demütigungen der jüdischen Großmutter in Wien und kommentiert, dass das „Nie wieder“ zur leeren Phrase verkommt, während rechte Gewalt auf dem Vormarsch ist.

„Brasch – Das Alte geht nicht und das Neue auch nicht“ hatte am 21. Februar 2025 im Studio des Gorki Theaters Premiere.

Bilder: © Ute Langkafel MAIFOTO

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