Sehr still, fast wortkarg erzählt „Neubau – Ein Heimatfilm“ von queerem Leben in der Uckermark. Dass Markus (Drehbuchautor und Hauptdarsteller Tucké Royale) ein trans Mann ist, wird hier nur ganz beiläufig thematisiert, wenn eine seiner beiden Großmütter mit Blick auf die Narben der operierten Brüste fragt, ob das nicht weh getan habe. Genau so selbstverständlich ist in diesem Film, dass die beiden Großmütter Sabine (Monika Zimmerling) und Alda (Jalda Rebling) ein lesbisches Paar sind.
In langen, schweigenden Einstellungen folgt Johannes Maria Schmits Debütfilm dem Alltag seiner Figur. Der Film erzählt von der Pflege der beiden Großmütter, von denen eine dement ist und beim Sterben begleitet wird und vom Flirt mit Duc (Minh Duc Pham), mit dem Markus gerne ein neues Leben in Berlin beginnen würde. Äußerlich passiert in den 80 Minuten wenig, aber in Markus brodelt der Konflikt, ob er bei den Omas bleiben oder in die queere Metropole ziehen soll, deren laszive Nachtgestalten ihm in Tagträumen immer wieder erscheinen.
Ohne große dramaturgische Höhepunkte, sehr lakonisch und minimalistisch folgen Schmit und Royale ihrer Erzählspur. Im heißen Sommer 2019 wurde der Film in der Uckermark gedreht und vom Hebbel am Ufer koproduziert. Kurz vor dem Lockdown gewann „Neubau“ im Januar 2020 den Max Ophüls-Preis für den besten Spielfilm und wird ab 12. November auch in den Kinos zu sehen sein.
Der Drehbuchautor und Hauptdarsteller Royale ist vor allem von seinen – zum Teil autobiographisch geprägten – Performances im Studio des Gorki Theaters bekannt. Dort gastierte auch Regisseur Schmit mit seinem Bühnen-Partner Iggy Lond Malmborg als Duo „White and White“ in den vergangenen Jahren regelmäßig.
Bilder: Edition Salzgeber