Viet und Nam

Die Sektion Un certain regard in Cannes ist bekannt für Experimentierfreude und ambitionierte Filmkunst. Dort hatte in diesem Mai der Film „Viet und Nam“ von Trương Minh Quý. Dem Regisseur und Drehbuchautor schwebt vor, als die Misere dieses derangierten Landes an verschiedenen Schlaglichtern zu beschreiben.

Allzu viel an Themen und Elend packt der Regisseur in die 129 Minuten seines dritten Spielfilms: die Romanze von zwei Bergleuten, die sich heimlich im Stollen küssen und darunter leiden, dass sie als Paar keine Zukunft haben, steht neben der Suche nach Spuren des Vaters, der seit dem Vietnamkrieg in den 1970er Jahren vermisst wird, und dem Leid der von ihren Schleppern in Container eingepferchten Flüchtlingen.

Manche Bilder in der Dunkelheit des Kohle-Schachts sind eindrucksvoll. Aber der Regisseur verweigert sich in seinem elliptischen Stil derart demonstrativ einem erkennbaren Handlungsfaden, dass die sprunghaft aneinandergereihten Puzzle-Teile nicht sonderlich interessant wirken. Statt eines nationalen Panoramas bleibt die manierierte Karikatur von Slow Cinema-Festival-Kino, die allerdings in München mit dem CineRebels Award ausgezeichnet wurde, beim Queerfilmfestival in Berlin vor einem sehr übersichtlichen Publikum gezeigt wurde und gerade auch in Toronto lief, so dass der Film im Festival-Zirkus einen Platz gefunden hat.

Bilder: Nicolas Graux

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