Als Aktivist und Filmemacher hat Rosa von Praunheim die Schwulenbewegung und die Bonner Republik geprägt. Wenn andere längst im Ruhestand sind, wagt er sich noch auf neue Tätigkeitsfelder. In der Endphase von Uli Khuons Intendanz am DT Berlin durfte er in einer autobiographischen Revue anlässlich seines 75. Geburtstags Regie führen und war mit einer sehr platten Farce auch unter den Preisträgern des Autorentheatertage-Wettbewerbs, bei dem alljährlich eine Jury interessanten Nachwuchs zeitgenössischer Dramatik kürte.
Die Intendanz-Nachfolgerin Iris Laufenberg holte den mittlerweile 82jährigen in ihrer zweiten Spielzeit überraschend wieder auf die Kammerbühne. Rosa von Praunheim schrieb den Text „Die Insel der Perversen“, führt diesmal aber nicht Regie, sondern Heiner Bomhard, der schon bei den beiden Vorgänger-Arbeiten als Schauspieler, Musiker und Komponist an Bord war. Als Alice Weidel mit Perlenkette und allergischen Abwehrreaktionen dagegen, als lesbisch oder queer bezeichnet zu werden, hat er Kabarett-Auftritte. Als bewährter Duo-Partner ist wieder Božidar Kocevski (2016-2022 im DT-Ensemble) an seiner Seite, der Sahra Wagenknecht mit Hochsteckfrisur und Wladimir Putin in Macho-Posen performt.
Gemeinsam mit Florian Köhler (u.a. als Praunheim-Double, Donald Trump und besonders schmierige Thomas Gottschalk-Parodie) und Komi Mizrajim Togbonou bietet das Quartett einen Mix aus Polit-Kabarett, Songs und Nummernrevue-Farce. Ästhetisch erinnert der Abend an die Off-Theater-Gruppen aus den politischen Protestbewegungen der 1970er und 1980er Jahre. Der Humor ist mal brachial und platt, mal nicht ganz so „in your face“, oft ziemlich makaber.
Das Publikum in der Kammer des DT, wo „Die Insel der Perversen“ am 4. Dezember 2024 uraufgeführt wurde und vor fast immer ausverkauftem Haus läuft, fühlte sich von dieser kabarettistischen Polit-Farce gut unterhalten und abgeholt. Markant war der hohe Altersschnitt, viele begleiten die Karriere von Praunheims vermutlich schon sehr lange.
Bilder: Eike Walkenhorst